Hans und seine Stadt
Folge 26
Wiederholt wurde ich gebeten, Hans möge doch auch von den Kriegsjahren in Düsseldorf erzählen. Ich habe das stets abgelehnt. Wenn Hans von Düsseldorf erzählt, soll er meinen Lesern die Heimatstadt etwas näher bringen. Natürlich gehören auch Geschichten dazu an denen die Stadt nicht nur im glänzenden Sonnenlicht lag. Aber über die schlimmsten Jahre, das Ende des letzten Krieges, sollte Hans eigentlich schweigen. Alles was Hans erzählt, muss ich ihm ja in die Feder diktieren. Und eben diese Jahre war ich nicht in Düsseldorf. Wie sagte man damals?: "Ich wurde zur Fahne gerufen." Eine eher idiotische Auslegung der Einberufung als Soldat aktiv an der größten Völkerschlacht teilzunehmen. Somit kann ich Hans auch nicht sagen, was er über das Kriegsgeschehen in meiner Heimat erzählen soll.
Ich habe meine Meinung geändert. Schuld ist die anstehende Fußballweltmeisterschaft. Ein Jeder spricht nun wieder von der erlangten Weltmeisterschaft 1954 in Bern. Die deutsche Mannschaft siegte im Endspiel gegen Ungarn mit 3:2 Toren.
Was hat das nun mit dem Krieg zu tun? Heute sagt man immer noch diese Spieler seien Helden gewesen. Über diesen Titel bin ich so verärgert, dass ich nun doch vom Krieg in Düsseldorf schreibe. Aber ich lasse nicht Hans erzählen, sondern werde meinen Unmut hier selbst niederschreiben. Denn Helden sind Menschen, die ohne Rücksicht auf sich selbst andere helfend aus einer Not befreien. Kein Fußballtor kann je heldenhaft sein.
Auf ein heldenhaftes kämpfen, und wenn nötig auch sterben für "Führer, Volk und Vaterland" wurden wir schon als Kinder ab 1933 vorbereitet.
Ruhm ward dem Sieger genug und Jauchzen und grünender Lorbeer,
Tränen von Müttern geweint, schufen dieses steinerne Bild.
Zu den Trauertagen im November gesellte sich bei den Nazis noch ein Heldengedenktag. Man betrauerte besonders die toten Soldaten des 1. Weltkrieges. Dafür mussten wir am Schlagetherkreuz (Folge 21) aufmarschieren. Denn wir sollten ja auch mal Helden werden. Heute gedenkt man am Totensonntag den Toten aller Kriege. Diese Weihe begeht man am Mahnmal der 3 Nornen. Schicksalsgöttinnen Urd, Wedandi, Skuld. Der geeignete Platz am Denkmal des sterbenden Kriegers im Hofgarten ist zu klein. Das Mahnmal wurde errichtet zum Gedenken an die Opfer der Kriege 1864, 1866, und 1870/71. Der Bildhauer Karl Hilgers schuf das Bild. Der Vers stammt von Hermann Sudermann.
Die ersten Bomben in Düsseldorf fielen am 14. Mai 1940 am Hermannplatz und an der Dorotheenstraße. So zwang die im Sommer 1942 beginnende systematische Bombardierung deutscher Städte die Bevölkerung Düsseldorfs in die Keller und Bunker. Am Kriegsende waren 42% aller Gebäude zerstört. Im Frühjahr 1945 war Düsseldorf sieben Wochen Frontstadt. Am 3. März waren alle Rheinbrücken gesprengt. Am 17. April 1945 wurde Düsseldorf kampflos übergeben.
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