Hans und seine Stadt
Folge 28
"Die Welt zu Gast bei Freunden." Diesen Satz hört und liest man täglich in den Medien. Für Leser die eine Zeit später diese Zeilen lesen, wir schreiben z. Z. Juni / Juli im Jahr 2006. Die derzeitige Fußballweltmeisterschaft findet in Deutschland statt. Zigtausende sportbegeisterte Menschen aus aller Welt besuchen uns in unserem Land. Wenn sie als Freunde kommen um friedliche Spiele zu erleben, sollen sie auch als Gäste bei uns freundlich empfangen sein. Bei allem Ungemach und Feindschaft auf der Welt, kann das nur einer notwendigen Völkerfreundschaft dienen.
Wenn auch in Düsseldorf keine Spiele ausgetragen werden, sind es doch vor allem junge Menschen deren Wege unsere Stadt berühren. Der Fußballsport begeistert nun mal die Menschen rund um den Globus. Dabei können sich ganze Länder kennen lernen und sollten mit dem Fußball Friede und Freundschaft im Gepäck haben.
Ich, Hans, bin vom Fußball nicht sehr begeistert. Mir ist dabei zu viel Commerz. Viele Spieler und Funktionäre verdienen Millionen dabei. Natürlich gibt es aber auch Millionen Sportler die nur aus Begeisterung am Spiel den Ball kräftig und gezielt versuchen ins gegnerische Tor zu treten. Sport für Einzelkämpfer ist mir aber beliebter.
Oft sehe ich kleine Gruppen die mit Stadtplan und Linienplan der Rheinbahn hilflos an den Haltestellen versuchen ihren Weg zu einem Ziel zu finden. Als Kenner der Stadt und Freund unserer Gäste gelang es mir immer hilfreich zu sein. In meiner Jugend sorgte unser naziwahnsinniger Lehrer dafür, dass wir nicht englisch lernten. Es war nach seiner Ansicht die Sprache des Feindes. Außerdem würde in 10 Jahren sowieso die ganz Welt deutsch reden. Ich erzählte schon, dass er als gehobener politischer Leiter den Lehrplan nach seinem Willen gestalten konnte. So musste ich beim Versuch zu helfen oft mit Händen und Füßen ersetzen, was uns Menschen als Sprache gegeben ist.
Fünf junge Damen sah ich in der Stadt stehen, die hilflos versuchten mit auf dem Kopf stehendem Stadtplan ein Ziel zu finden. Ich grüßte freundlich mit lautem "Hallo". Fünfstimmig schallte mir ein "Allo" entgegen. Ich tippte gleich auf Frankreich. Richtig sie kamen aus Korsika. Ihr Ziel war das Goethe-Museum. Da sie aber noch einige Stunden Zeit zum Treffen mit anderen hatten, bot ich mich als Begleiter an. Die Sache war mir 5 Becher Eis bei Bittner wert. Ich habe zwar 60 Jahre nicht mehr französisch gesprochen, aber mit deren ebenso mageren Deutschkenntnissen verlebten wir einige fröhliche Stunden. Sie waren alle um die 20 Jahre jung und studierten auf einer Uni in Korsika Geschichte. Da konnte ich mit meiner Stadtgeschichte einiges beitragen. Dass ihr kleiner Landsmann Napoleon mit Gemahlin in Düsseldorf war, wussten sie gar nicht. Ich zeigte ihnen auch im Hofgarten die Stelle an der der kleine Korse zu seiner Gemahlin sagte: "Düsseldorf ist sehr schön, aber Paris ist größer." Er prägte auch das Wort von Kleinparis, welches heute noch gilt. Der Angeber, Düsseldorf hatte mehr Straßenlaternen als sein Grande Paris. Ich wusste zufällig das war im Jahr 1811 und die Gemahlin hieß Marie Luise. Die Begeisterung meiner schönen Begleitung kannte keine Grenzen. Das war Völkerverständigung der 1. Klasse.
Nie werden die liebenswerten Damen Düsseldorf vergessen. Ihr Alter 20 auf deutsch zu sprechen war so schwierig, das wir uns vor lachen kugelten. Mein Alter auf französisch gelang mir aber auf Anhieb. Sie zollten mir Respekt, nicht wegen der Aussprache sondern wegen der vorgerückten Lebenszeit.
Ihr letzter Gruß war: "Cher (H)ans, au revoir." (Lieber Hans, auf Wiedersehen.)
Das mit dem Wiedersehen wird wohl nicht klappen. Aber eine e-Mail ist mir versprochen. Vor allem wird ihnen Düsseldorf mit ihrem (H)ans in guter Erinnerung bleiben.
Meine Leser sollen nicht meinen, ich könnte mitten in der Stadt bei einem Eisbecher sofort das Jahr 1811 als Besuch von Napoleon nennen. Es war Zufall, weil ich gerade Daten für die geplante Folge sammelte. Doch meine neuen Freundinnen waren beeindruckt. Übrigens heißen sie:
Catherine, Marie, Janine, Yvonne, Francois.
Mein Gruß an denen, lernt mal fleißig das Hauch-H zu sprechen, denn ich heiße Hans und nicht Ans.
Hier geht es zur 29. Folge
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