Hans und seine Stadt
Folge 29
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Die Euphorie der Fußballweltmeisterschaft ist verflogen. Gefürchtete Ausschreitungen sind nicht eingetreten. So wie in ganz Deutschland ist auch in Düsseldorf alles friedlich verlaufen. Wir hatten zwar keine Spiele in unserer Stadt, aber doch ein verstärktes Verkehrsaufkommen, zumeist ausländischer Besucher. Alle benahmen sich wie man es von Gästen erwartet. Somit war es auch nicht schwer ein guter Gastgeber zu sein.
Von meiner Begegnung mit 5 jungen, französischen Studentinnen habe ich berichtet. Diese haben sich bereits in netter und höflicher Weise bei mir bedankt. Ich hatte einen schönen Tag, die kleinen Damen werden Düsseldorf in guter Erinnerung behalten. Was will man mehr?
Nicht immer im Laufe der Stadtgeschichte waren uns Fremde als Gäste willkommen. Damit meine ich militärische Besatzungen in unserer Stadt. Besonders zu erwähnen wären französische Truppen der Okupulation. Die längste und eindrucksvollste Zeit war unter Napoleon. Nach dem 1. Weltkrieg folgte die Besetzung des Rhein - Ruhrgebietes zur Sicherung der Kohlenlieferungen an Frankreich.
Sprachen sind lebendig. Somit drangen auch viele Französische Wörter in die deutsche Sprache ein. Eine Menge davon wurde von unserem Dialekt aufgenommen und sprachlich vereinfacht wiedergegeben. In einigen Städten, wie zum Beispiel Neuss, wurde französisch zur Amtssprache. Herrschaftliche Familien, das waren solche mit großem Haushalt, die sich Hausangestellte leisten konnten, hielten es für schick französisch zu sprechen. Weltweit war französisch auch die Sprache der Diplomaten.
Während meiner Kindheit waren verfälschte französische Worte in der Umgangssprache noch sehr im Gebrauch. Inzwischen sind sie weitgehend verblasst oder fest in die deutsche Sprache eingeflossen.
Wenn ich unsere Wohnstraße verließ, mahnte meine Mutter doch schön auf dem "Trottowar" zu bleiben. In die Stadt fuhr man mit der "Tram". Auf dem "Perong" durfte ich nicht zu nahe an die Tür. Ein "Billjet" musste ich lösen und es in der Hand halten um es dem "Kontrollör" zu zeigen. Ein Kinderfahrrad nach dem Dreirädchen bekam ich nicht. Ein Nachbarsjunge bekam aber ein Knaben - Vello. Bei Kino, Zirkus, Zoo usw. wurde ich ermahnt auch "Antree" zu zahlen und den "Bong" nicht zu verlieren. Mit Mädchen spielte man nicht sonst nannte man es "poussieren". Dem Arzt und Lehrer hatte man zu "parieren". Nur der Pastor hatte da keine "Chance" bei mir. Diesen Aufzählungen könnte ich noch viele hinzusetzen.
In den Wirren des 30 jährigen Krieges lagerten auch spanische Truppen vor den Toren Düsseldorfs. In die Stadt kamen sie nicht. Für die Düsseldorfer Mädchen war es eine Sensation solch fremde Männer von der Stadtmauer herab sehen zu können. Doch oft blieb es nicht beim Schauen, da diese den Mädchen zuriefen "Vise ma Tent". Also: besuch mich in meinem Zelt. Dass das gelegentlich geschah sah man einige Monate später. Da sagte man, die haben "Visematentches" gemacht. In meinen Kindertagen wurden flüggige Töchter mit den Worten verabschiedet: Un mach uns kinn Visematentches. Man wusste gar nicht mehr was das bedeutete. Es war nur eine Mahnung brav und anständig zu bleiben.
Zusammenfassend kann ich sagen, die Sprache lebt. Mit der Schreibreform hat man uns ja wehe getan. Mit der Reform der Reform quält man uns und erst recht die Kinder.
Der Angletismus zurzeit ist eine Vergewaltigung unserer Sprache. Wer nicht denglich spricht wird von der Jugend nicht anerkannt. Diese vergessen völlig die schöne Deutsche Sprache. Denglische Wörter lassen sich durch viele Deutsche ersetzen. Englische Liedtexte der vielen Bands und Groups können sie mitsingen. Von Schillers Glocke haben sie keine Ahnung. Abiturienten glaubten mir aufs Wort, dass Goethe in Weimar geboren wurde. Ob sich davon die Deutsche Sprache jemals erholen wird ist zweifelhaft.
Hier geht es zur 30. Folge
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