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Hans und seine Stadt


Folge 9

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Das heutige Wilhelm-Marx-Haus.

"Es begab sich zu einer Zeit, als sich alle Welt schätzen ließ." So beginnt die Weihnachtsgeschichte. Ähnlich beginnt die 9. Folge von Hans und seine Stadt.

Es begab sich zu einer Zeit, als (fast) alle Düsseldorfer noch mit der Straßenbahn fuhren. Von den etwa 30 Linien fuhren wohl ein Dutzend am Wilhelm-Marx-Haus vorbei. Die dortige Haltestelle hatte den gleichen Namen. Es war wohl in der Mitte der Nazizeit. Durch jeden Wagen ging ein Schaffner, dem nannte man sein Fahrziel und bekam einen entsprechenden Fahrschein. Da diese Haltestelle sehr frequent war, gelangte der Name Wilhelm-Marx-Haus täglich in aller Munde und Ohren. Ein Karl Marx war zwar bekannter als der Düsseldorfer Oberbürgermeister Wilhelm Marx, schied aber schon wegen des Vornamens als Namensgeber dieses Hochhauses aus. Dazu hätte der Name Karl Marx, der Gründer des Sozialismus, nach 1933 keinen Bestand gehabt. Fremde irrten sich schon mal mit dem Vornamen. Die Schaffner hörten aber meistens darüber weg. Zumal auch einige einfach den Vornamen weg ließen. Doch an einem Tage, Hans war wohl zwischen 10 und 12 Jahre, bestieg eine Dame, die alles tat um als solche zu gelten, die Straßenbahn. Vom Schaffner verlangte sie ein "Billet" zum Karl-Marx-Haus. Sie hätte allein für ihren Hut einen Gepäckfahrschein benötigt. Dazu kam noch das Gewicht des glänzenden Metalls an Hals, Händen und Ohren. Der so gereizte Schaffner antwortete mit "Wilhelm Marx"! Da wurde aber die "Dame" wild. Sie sagte, dass sie deutlich Karl Marx gesagt habe und bezeichnete den Schaffner als dummen Proleten. Nach einem Aufschrei der Fahrgäste wurde sie an die frische Luft befördert. Sie wusste gar nicht, wie nah sie einer Strafe der Nazis entgangen war.

Nun sind wir beim Namensgeber dieses Hauses. Alle Einheimischen sagten aus Gewohnheit Wilhelm Marx, ohne zu wissen wer das eigentlich war. Wer da ein Lexikon zu Rate zog, geriet schon in die Irre. Das Bauwerk "Wilhelm-Marx-Haus" steht in allen Lexiken. Den Architekt Wilhelm Kreis, setzt man gleich dabei. Für uns interessant, der baute auch die Häuser um den Ehrenhof und die heutige Tonhalle. Früher Planetarium, dann Rheinhalle. Alles für die Ausstellung "Gesolei" 1926.

Das Wilhelm-Marx-Haus wurde 1924 vollendet. Das wissen auch alle Lexika. Doch keiner kennt den Namensgeber Wilhelm Marx. Doch ein Verlag findet in seinem eigenen Werk einen Wilhelm Marx. Dieser lebte von 1863 bis 1946 aber nicht in Düsseldorf. Die Biographie dieses Herren ist bekannt. Er war Jurist und Politiker. Als Jurist war er Landgerichtsrat in wechselnden Städten. 1907 auch Oberlandesgerichtsrat in Düsseldorf. Das genügte den Lexikonverlagen ihn ohne Zeitangaben auch mal Oberbürgermeister von Düsseldorf sein zu lassen. Man brauchte ja einen Düsseldorfer OB. für dieses Haus. Das ist schlicht und leichtsinnig falsch. Aber lustig ist, dass alle Lexikonverlage von einander abschrieben. Seit 1923 war dieser Wilhelm Marx Reichskanzler der Weimarer Republik. Er hatte also nie Kontakt mit der Stadt Düsseldorf. Er war Vorsitzender der Zentrumspartei. Da hätte man 1933 das Haus umbenannt.
Unser Wilhelm Marx war von 1899 bis 1910 Oberbürgermeister von Düsseldorf. Vorher 10 Jahre Stadtverordneter. Damit kommt man nicht in ein Lexikon. Man darf aber auch nicht einen anderen mit gleichem Namen diese Lücke füllen lassen.

Die nachfolgenden Daten von unserem Wilhelm Marx stammen aus dem Droste Verlag in Düsseldorf. Sie sind von dem Historiker Rudi vom Endt verfasst.
Kein OB. war so populär bis auf den heutigen Tag. Kein OB. hat Düsseldorf so nachhaltig geformt und beeinflusst bis heute, als unser Wilhelm Marx. Das Haus konnte nur da gebaut werden, weil der OB. die dortigen Kasernen (Kasernenstraße) in den Norden verlegte. So wurde ein ganz neuer Stadtteil erschlossen. Düsseldorf zählte 200 000 Einwohner als Kaiser Wilhelm II unseren Wilhelm Marx zum Oberbürgermeister bestätigte. 1910 ging Wilhelm Marx in den Ruhestand, Düsseldorf zählte 300 000 Einwohner. Volksnah und leutselig war unser OB. weil er mit der Stimme des Volkes sprach. Hans kündete in seiner 6. Folge eine Anekdote von Wilhelm Marx an, hier ist sie. Bei einem Gang durch den Hofgarten sprach der OB. mit den Gärtnern: "Wat kret ihr den in Stond?" Die Männer mit Hacke und Spaten antworteten: "Ee Kastemännche." "Dat is äwer nit föll" meinte der OB. Darauf die Gärtner: "Mer dont jo och net föll." Das Geldstück Kastenmänchen hat Hans schon mal bei den Rhingkadetten beschrieben. Es hatte etwa den Wert von 25 Pfennig. 1924 ist Wilhelm Marx gestorben. Ihm zu Ehren hat man diesem Haus seinen Namen gegeben.

Das Wilhelm-Marx-Haus war das erste Bürohochhaus Deutschlands. Es wurde weltbekannt weil der Architekt eine völlig neue Bautechnik anwandte. Diese rettete das Haus beim englischen Luftangriff zu Pfingsten 1943 vor dem Einsturz. Das Haus musste noch mehr ertragen. Beim Bau der U-Bahn wurde es auf Stelzen gesetzt um darunter den U-Bahnschacht zu graben. Zu dieser Zeit ging Hans oft dahin und lotete es mit seinem Augenmaß aus. Es blieb aber gerade stehen. Ein neuer Turm zu Pisa blieb uns erspart. Der verdrehte Kirchturm von St. Lambertus genügt uns.

Eigentlich ist das Haus zu hoch gebaut. Statistisch hätte es noch einige Etagen getragen. Warum ist es wohl zu hoch geworden? Wer es nicht weiß, wird es nie erraten. Schuld war das Düsseldorfer Wasser!!! Nicht die Qualität war entscheidend, sondern der Druck in den Leitungen. Die obersten 2 Etagen konnten nicht mit Wasser versorgt werden. Die Feuerwehr hielt ständig einen gefüllten Kesselwagen mit Löschwasser bereit.

Hans ist nun froh, dass seine FA-Freunde zu den Wenigen gehören, die nun alle Herren Marx richtig einteilen können.

Hier nun die zugehörigen Bilder.

Dieses Bild zeigt den falschen Namensgeber Wilhelm Marx. Den Oberlandesgerichtsrat sieht man ihm deutlich an. Fast wäre er noch Reichspräsident geworden, aber er unterlag Paul von Hindenburg.


Der sympathische Opatyp auf diesem Bild ist unser Wilhelm Marx


Hier geht es zur 10. Folge

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