Artikel erstellt am 19. Mai 2010
Wieder einmal hatte Holti aus Hameln zum Sterntreffen eingeladen. Am Sonntag, 16. Mai 2010 ging es nach Rinteln, einer kleinen Stadt an der Weser. Insgesamt 46 FA-Mitglieder reisten an, die meisten mit Bundesbahn und Niedersachsenticket, aus Hameln, Hildesheim, Hannover, Schaumburg, Nienburg kommend - und natürlich auch wir Göttinger. Schon beim Umsteigen in Elze konnten wir die Hamelner und Hannoveraner begrüßen. Vor dem Rintelner Bahnhof standen die vorbestellten Taxen, um uns pünktlich zum Glasbläserbrunnen zu bringen, wo bereits zwei Stadtführerinnen auf uns warteten
In jeweils entgegengesetzte Richtung startend, begann dann unser Rundgang durch das historische Rinteln.
Doch zuerst lauschten wir einer kleinen Einführung in die Geschichte der Stadt.
Als Stützpunkt an der schaumburgischen Landesgrenze im Jahr 1261 gegründet, sicherte Rinteln nicht nur den Übergang über die Weser, sondern profitierte durch die Einnahme von Wegegeldern und Zöllen. Durch die Lage direkt am Weserufer hatte es aber oft unter Hochwasser und Überschwemmungen zu leiden, was erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Bau der Edertalsperre endgültig behoben wurde.
Die Stadt erlebte eine wirtschaftliche Blütezeit bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, hatte ab 1621 eine eigene Universität und wurde, nachdem es als Folge des Aussterbens der männlichen Linie der Grafen von Schaumburg in den Besitz der hessischen Landgrafen übergegangen war, sogar als Festung ausgebaut. Beides wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts während der napoleonischen Herrschaft aufgelöst, bzw. geschliffen.
Von den Gebäuden der Universität ist leider nichts mehr erhalten. Die Stadt aber erlitt nie eine Zerstörung durch Brände oder Kriegseinwirkungen, so dass sie in ihrer alten, historischen Substanz vollständig erhalten blieb. Auch in der Neuzeit geschahen räumliche Erweiterungen auf der anderen Weserseite, lediglich in der Nähe des Marktplatzes entstanden moderne Einkaufszeilen.
So begannen wir unseren Rundgang mit einem Bummel durch enge, alte Straßen mit vielen schönen, ebenfalls sehr alten Fachwerkhäusern.
Das Aufkommen der Weserrenaissance fiel in die Blütezeit der Stadt. Es entstanden viele Adelshöfe, wie z,B, hier der Prinzenhof, der so benannt wurde, weil dort die hessischen Regenten wohnten, wenn sie in Rinteln weilten.
Weil es heute ein öffentliches Gebäude ist, musste ein modernes Treppenhaus angebaut werden.
Vor dem Gebäude kann man eine kunstvolle Sonnenuhr bewundern, die noch zu Universitätszeiten errichtet wurde.
Ein weiteres Zeugnis des Reichtums dieser Zeit ist der Münchhausenhof, ein ehem. Besitztum der Freiherren von Münchhausen, die auf ihrem Anwesen hier in Rinteln eine mächtige Zehntscheune zur Lagerung der Naturalabgaben ihrer Untergebenen errichteten.
Die Archivhäuschen an der Außenmauer sind wohl die kleinsten, im Stil der Weserrenaissance errichteten Bauwerke. Links des Tores das original, historische, in dem seinerzeit Schriftstücke gelagert wurden, rechts davon ein Nachbau.
In der alten gotischen Stadtkirche St. Nikolai mit ihrem spätbarocken Turmaufsatz ist entlang der Orgelempore ein Bilderzyklus mit biblischen Geschichten angebracht. Sie ist auch die Grabstätte des Rintelner Theologieprofessors Josua Stegmann, der den Text des Kirchenliedes "Ach bleib mit Deiner Gnade.." schrieb.
Dann erreichten wir den Marktplatz mit seinen schönen Fachwerkhäusern und dem alten Rathaus
Das alte Rathaus, in dem jetzt Festsäle und der Ratskeller untergebracht sind, besteht eigentlich aus zwei Häusern. Das ältere – rechte – war ein Fachwerkbau, dem man später eine Steinfassade vorsetzte. Zur Blütezeit der Stadt erbaute man daneben ein Steinhaus mit einer dem Stil der Zeit entsprechenden Weserrenaissance-Fassade. Zum Aus- bzw. Angleich daran, bekam auch die Fassade des älteren Hauses nun Erker im Renaissance-Stil.
Bereits zu Universitätszeiten wurde dieses Eckhaus am Marktplatz errichtet, um darin eine universitätseigene Apotheke zu betreiben. Bis heute hat sich dieser Geschäftszweig darin gehalten.
Gleich neben der Apotheke beginnt die Rintelner Einkaufsmeile, die einzigste breitere Straße die wir sahen. Aber sie verlängert sich nicht geradlinig in die von hier aus zu sehende Weserbrücke, sondern endet an der davor liegenden Kurve einer Umgehungsstraße.
Von hier aus gesehen, scheint die Stadt an der Stelle aufzuhören, jedoch jenseits der Weser liegt die Rintelner Neustadt.
Während ein Teil der Gruppe nach dem gemeinsam eingenommenen, vorzüglichen Essen im Hotel Stadt Kassel blieb, dessen Name an Zeiten unter hessischer Oberhoheit erinnert, ging auch ich noch ein wenig spazieren, wollte von der Weser her auf die Altstadt schauen. Was ich bildlich dabei festhielt, ist ein Blick über die früheren Überschwemmungsgebiete auf die kath.St. Sturmius Kirche von Rinteln.
Danach trafen wir uns alle bei den schon wartenden Taxen, die uns zum Bahnhof brachten. Wir hatten viel gesehen, einen schönen Tag verlebt und neue Freundschaften entstehen lassen. Bedanken möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei Holti und poppy aus Hameln, die dieses Treffen durch ihren unermüdlichen Einsatz ermöglicht hatten.
Nachstehende Links führen zu den Berichten der Gruppen:
Hameln - Nienburg - Schaumburg
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