Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Caroline, das Schlossgespenst

Teil1

Wer erschreckt Caroline?
Was war das nur für ein fürchterlicher Lärm? „Das ist mein Haus. Die Einzige, die hier Lärm machen darf, bin ich!“ Caroline erhob sich von ihrem Lager, huschte durch die Wand und sauste erschrocken durch einen vor ihr stehenden Mann. Der machte einen ohrenbetäubenden Krach. Er presste einen Stock auf den Boden, der sich schüttelte und rüttelte. Dabei brüllte der Stab scheinbar vor Schmerzen.

Das Kreischen zerrte an ihren Nerven, sie zitterte. Der Mann wollte ihr Haus zerstören, es war ihre Aufgabe, es zu beschützen. „Was tun Sie hier? Aufhören, sofort aufhören!!!“, brüllte sie den Fremden an.

Doch der Mann mit der brüllenden Stange hörte sie nicht. Er war sehr beschäftigt. Was machte er nur? Was wollte er in ihrem Haus? Das musste sie unbedingt mit den Spinnen besprechen.

Zurückgekehrt zu ihrer Truhe erzählte sie den Spinnen von ihrem Erlebnis. Die Spinnen berichteten: „Du hast vermutlich Marius getroffen. Seine Frau Gabriela und er sind jetzt die neuen Schlossbesitzer. Die Zwei wohnen nun im Haus. Sie wollen es restaurieren, damit es wieder so aussieht, wie es damals für dich erbaut wurde. Du darfst Ihnen nichts Böses tun. Zeige ihnen, dass du sie und das Haus beschützt!“

„Vielleicht ist der Fremde ein Zauberer?“, überlegte Caroline laut. Sicher konnte sie nicht sein. Bisher war sie einem durch die Geisterbehörde anerkannten Zauberer noch nicht begegnet. Doch hatte sie davon munkeln hören, dass Ende April, in der berauschenden, geheimnisvollen Walpurgisnacht, Geister, Hexen und Zauberer auf die Erde kamen, um an heiligen Orten zu feiern und zu tanzen. All diese Unsterblichen konnten sich sehen und miteinander reden. Ebenso wie in der Welt der Menschen gab es freundliche, hilfsbereite Wesen, die keinem etwas Böses oder gar Grausames antun konnten und es gab solche, die dazu verdammt waren, andere zu erschrecken und zu ängstigen.

Warum lebt Caroline in diesem Schloss
Seit 1282 gibt es in Mecklenburg das Gut. Es liegt inmitten von fruchtbaren, saftig grünen Feldern und uralten geheimnisvollen Wäldern. Bis auf die bewirtschafteten Gutsflächen ist die Natur dort fast unberührt geblieben. Deshalb treffen sich im Herbst auf den Wiesen die Graureiher, um kurz Rast zu machen, bevor sie weiterziehen nach Süden.

Bewirtschaftet wurde dieses Gut von Rittern verschiedener Adelsfamilien. Einmal soll dort auch ein Raubritter gelebt haben. Die Leute erzählen, dass er eines Tages mit Mann und Maus im Moor versank, als er sein Gold an einen anderen sicheren Platz bringen wollte. Sein Schatz wurde bis heute nicht gefunden.

Wieder einmal wurde das Land mit dem alten Verwalterhaus zum Verkauf angeboten. Eine Adelsfamilie erwarb das Gut und schenkte es einem der Söhne. Er verliebte sich ein adliges Fräulein. Stolz zeigte er seiner künftigen Frau das Verwalterhaus. Es gefiel Caroline nicht.

Caroline wünscht sich ein neues Haus
Bittend schaute sie ihren künftigen Ehemann an. „Bau mir ein schönes neues Haus. Ich möchte ein Schloss.“, bat sie ihn. Und so geschah es. 1825 war das neue Haus fertig. Caroline nahm das Schloss, wie es von allen genannt wurde, voller Stolz in ihren Besitz. Sie liebte die großen hellen Räume. Solange sie lebte, war sie hier sehr glücklich. Sie lud sich gerne Gäste ein und feierte in diesem Haus viele Feste. Das Singen und Lachen erfüllte die Räume und erfreute sie. Ihr jährlich veranstalteter Ball war das Ereignis in der ganzen Umgebung. Verwandte und Freunde kamen in Scharen. Caroline war stets der gefeierte Mittelpunkt.

Sehr alt wurde Caroline, denn sie wollte nicht sterben. Ihre Angst, lebendig begraben zu werden, wurde mit jedem Jahr größer. So wundert es nicht, dass ihre Seele sich in der engen Gruft der Kapelle unbehaglich fühlte, als Caroline tatsächlich starb. Unbemerkt kehrte sie in ihr Haus zurück. Seit dieser Zeit wacht sie darüber.

Caroline sucht ein Versteck
Um vor Entdeckung sicher zu sein, suchte sie nach einem Platz, wo sie niemand finden konnte. In einem zugeschütteten Teil des Gewölbekellers fand sie eine kleine Nische mit einer alten Truhe und vielen alten Kleidern. Dort gab es viele Spinnen, die Netze um ihr Versteck webten und sie schützten. Sie liebte es, sich immer wieder anders anzuziehen. Das von ihr benutzte Parfüm roch nach Wald und Holz, aber auch ein wenig nach den Frühlingsblumen, die nach den langen strengen Wintern auf den Feldern blühten. Wenn sie des Nachts durch die Räume spukte, so war es ihr Parfüm, das anzeigte, Caroline ist hier.

Caroline war ein noch junger Geist, gerade erst 150 Jahre alt. Sie zählte zu den guten Geistern. Caroline hatte noch so viel zu lernen. Dem wabernden, oft zerfließenden Dunst, aus dem Caroline bestand, konnte sie keine festen Formen geben. Manchmal formte der Dunst sich zu einem geballten Klumpen. Ein anderes Mal zerfaserte er, als wolle der Wind ihn zerreißen. Hin und wieder geschah es, da formten sich die Nebel zu einer Figur, die Caroline als junge Frau zeigten.

Auch mit dem wirkungsvollen Spuken klappte es nicht immer. So musste sie noch lernen, beim Werfen von Gegenständen genau zu zielen und zu treffen. Obwohl sie sich konzentrierte und dabei vor Anstrengung die Augen zusammenkniff, war sie nur selten zufrieden. So konnte sie die Feinde, die das Haus bedrohten und die sie verjagen musste, nur schwer bekämpfen.

Für heute verließen sie ihre Kräfte. So machte sie es sich in ihrer Truhe bequem, um nachzudenken.

Carolin wurde entdeckt
Nach einem kurzen Schlaf erwachte sie pünktlich zur einsetzenden Abenddämmerung, zog sich ein langes Kleid an, das sie besonders gern trug und frischte ihr Parfüm auf.

Ihre Sorge um das Haus war berechtigt. In der Gegend lebte ein böser Mensch. Es war ein finsterer Bursche, groß und kräftig, der immer wieder versuchte, in das Schloss zu gelangen, um zu stehlen. Bislang zum Glück vergebens. Auch der neue Schloss-Besitzer Marius wusste offenbar von dem Einbrecher. Er stellte einen Fotoapparat in der Halle auf, der auf Bewegung reagierte

In der Halle sah Caroline sich sehr genau um und lauschte auf jedes Geräusch. So geschah es, dass der Apparat ein Foto von Caroline schoss. Die Kamera speicherte automatisch das Bild. Der Hausherr machte das Foto ein wenig heller und zeigte es seinen Freunden. Jetzt wussten es viele Menschen: Im Schloss gibt es ein Gespenst.

Was geschieht mit Carolin? Darf sie bleiben?

Autor: Zwillingsjungfrau

Artikel Teilen

 

0 0 Artikel kommentieren
Themen > Unterhaltung > Kolumnen, Anekdoten und Co > Zeit für Ingrid > Caroline, das Schlossgespenst