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Caroline Teil 2

Teil2

Caroline beobachtete Gabriella und Marius
Die neuen Schlossbesitzer wussten jetzt, dass sie im Haus nicht allein lebten. Marius und Gabriella sprachen miteinander darüber. Marius sagte: „Wenn der Geist dir auch nur ein Haar krümmt, dann verjage ich ihn. Ich setze in den Keller eine so dicke Wand, dass er nie mehr herauskommen kann, dann ist er für alle Zeit gefangen!“

Gabriella aber beruhigte ihn: „Ich glaube, es ist ein weiblicher Geist. Ich bin mir sicher, es ist Caroline, die früherer Schlossherrin. Du weißt, dieses Haus wurde für sie gebaut. Warum sollte sie hier nicht wohnen?! Warten wir doch erst einmal ab, was geschieht!“ Damit war Marius einverstanden. Er nahm sich vor, all seine Kraft einzusetzen, um seine Frau zu beschützen. Wenn Caroline es zu arg trieb, würde er alle seine Zauberkräfte einzusetzen, um sie zu vertreiben.

Die Spinnen hatten die neue Schlossherrin bereits besucht und schilderten Caroline, was sie sahen. „Keinem Tier kann sie etwas zuleide tun! Uns Spinnen jagt sie nicht, sie hebt uns auf und setzt uns an einen sicheren Platz.“, berichteten sie Caroline. „Die Tiere, die im Schloss leben, lieben sie! Unter dem Dach nisten die Schwalben und hoch oben im Giebel verträgt sich ein Kauz-Pärchen mit einer Kolonie kleiner Fledermäuse. Die neue Schlossherrin schützt alle Tiere und sie danken es ihr.“

Caroline erinnerte sich

Auf dem kürzesten Weg durch alle Wände eilte sie zu ihrem Lieblingszimmer. Die Menschen, die dieses Haus bauten, nannten den Raum Boudoire. Früher stand hier zwischen zierlichen Möbeln ein sehr bequemes Sofa, in dem sie so gern saß. Um das Sofa herum gab es viele Sitzgelegenheiten. Hier ruhte sie aus oder empfing Besucher. Die Kinder der großen Familie kamen gerne zu ihr. Leise und voller Scheu betraten sie das Zimmer, setzten sich zu zweit oder gar zu dritt auf die großen Polster und warteten, bis sie von Caroline angesprochen wurden. Caroline las ihnen Geschichten oder Gedichte ihrer Lieblingsschriftsteller vor und sang mit ihnen.

Als Caroline ihr Zimmer betrat, traute sie ihren Augen nicht. Dort, wo sich einst ihr Sofa befand, stand jetzt ein riesiges Bett. Wie konnte ein Mensch allein nur in so einem riesigen Bett schlafen? Das musste sie ausprobieren. Es war ja keiner da, der sie ertappen würde. Sie probierte die eine Seite des Bettes, es roch nach Rasierwasser, eben männlich. Sicherlich gehörte es Marius, dem Zauberer. Die andere Seite des Bettes war viel gemütlicher. „Hier schläft ein weibliches Wesen mit einer guten Aura“, dachte sich Caroline. „Das spüre ich.“

Einen Augenblick ruhte sie auf den weichen Kissen. „Nicht einschlafen“, ermahnte sie sich selbst. „Ich muss verschwinden, bevor ich entdeckt werde!“

Doch es war zu spät. Die Tür öffnete sich, die Schlossherrin kam ins Zimmer. „Kann sie mich sehen? Was soll ich nur machen, wenn sie jetzt schreit?“, überlegte Caroline. Wie reagieren die Menschen, wenn sie Angst haben? Zittern sie genauso, wie jetzt Caroline vor Nervosität?

Noch bemerkte die Schlossherrin Caroline nicht. Sie setzte sich an einen Tisch mit einem großen Spiegel und bürstete mit langen Strichen ihr Haar. Ganz steif vor Schreck stand Caroline in einer Ecke des Raumes und beobachtete sie. Gabriella blickte so freundlich und lieb, als könnte sie gar nicht böse sein. Das also war die neue Schlossherrin. Besaß auch sie magische Kräfte und konnte zaubern, wie ihr Mann? Caroline fand, die Spinnen hatten Recht, die neue Herrin war sehr schön.

Die zwei Katzen, die Gabriella stets begleiteten, sahen Caroline. Marlin und Obelix liebten Gabriella. Häufig suchten sie ihre Nähe und kuschelten sich an sie. Caroline aber mochten sie nicht. Sie starrten beide gespannt in die Ecke des Zimmers, in der Caroline regungslos stand. Beide machten einen Katzenbuckel, die Nackenhaare sträubten sich. Doch dann wurde es den beiden zu unheimlich. Fauchend verließen sie den Raum.

Gespannt wie ein Flitzebogen beobachtete Caroline was geschah. Langsam legte sich Gabriella auf das Bett. Doch dann schoss sie steil wieder hoch, als sei sie von tausend Nadeln gestochen worden. Sie steckte die Nase in das Kopfkissen. Ui, jetzt war Caroline entdeckt, ihr Parfüm hatte sie verraten. Was würde die junge Frau nun machen? Nun würde sie bestimmt schreien und um Hilfe rufen. Oje, was sollte Caroline nur tun?

Nein, Gabriella schrie nicht. Nachdenklich suchte sie mit den Augen den Raum ab. Caroline blieb unsichtbar. Damit war die Gefahr für Caroline aber nicht vorbei.

Wie konnte Caroline ihr nur sagen, dass die Menschen sich nicht ängstigen mussten. Die junge blonde Frau gefiel ihr. „Schade, dass sie mich nicht hören kann, sonst würde ich ihr das Lied vom Heideröslein vorsingen, ob sie das wohl kennt?“, fragte sich Caroline. In meinem Haus veranstalteten wir auch Dichterlesungen. Wir lasen Bücher und Gedichte von Goethe und Schiller und diskutierten dann darüber. „Lesen die Menschen auch heute noch Gedichte? Zu meiner Zeit war es sehr beliebt.“

Langsam zog Caroline sich aus dem Zimmer zurück. Im Haus war Nachtruhe eingekehrt. Sie spukte noch ein wenig durch die Räume und schaute nach, ob alles in Ordnung war.

Carolin beschützte ihr Haus

Sie wollte die Halle gerade verlassen, da hörte sie plötzlich das laute Knarren der großen Eingangstür. Vorsichtig öffnete sich diese und der böse Mann trat in die Halle. In der Hand hielt er einen riesigen Schlüsselbund. So also kam er ins Haus. Er wollte bestimmt wieder etwas stehlen.

Um nicht erkannt zu werden, trug er meist eine große Mütze, die er sich tief über das Gesicht gezogen hatte. Nur die Augen schauten durch schmale Schlitze. Einmal hatte Caroline sein Gesicht gesehen. Er sah zum Fürchten aus mit seinen grimmigen, immer böse funkelnden Augen. Erschrocken zuckte Caroline zurück. Dieser Bösewicht ängstigte sie. Des Nachts besuchte er oft heimlich das Haus und suchte nach Dingen, die er stehlen konnte. Caroline hatte ihn bereits mehrfach im Haus entdeckt und versucht, ihn zu erschrecken. Doch das klappte nicht immer. Sie musste noch lernen, ihre Geisterkräfte besser zu nutzen. Wollte sie etwas nach ihm werfen, so fiel der Gegenstand entweder nach wenigen Metern wieder zu Boden oder er traf weit über das Ziel hinaus. Spuken war viel anstrengender, als die Menschen es sich vorstellen konnten.

Warum nur hörte Marius nichts, jetzt brauchte sie seine Hilfe. Der Dieb sah sich um. Leise schlich er zu einem Schrank, in dem viele Bücher aufbewahrt wurden. Zum Teil waren sie alt und wertvoll. Die Schranktüren waren verschlossen. Er griff nach seinem Schlüsselbund und suchte nach dem passenden Schlüssel.

Caroline musste etwas tun. Sie nahm einen Anlauf und versuchte, den Dieb umzustoßen. Doch das gelang ihr nicht, sie sauste durch ihn hindurch und purzelte danach auf den Boden. Verflixt, immer dann, wenn sie ihre Geisterkräfte so dringend brauchte, klappte es nicht. Sie richtete sich wieder auf und wollte es erneut versuchen.

Den Windhauch aber hatte der böse Mann bemerkt. Vor Schreck ließ er den Schlüsselbund fallen. Es machte Lärm. Mutig griff Caroline danach, um ihn damit zu bewerfen. Konzentrieren, die Augen auf das Ziel gerichtet und werfen. Den Dieb traf sie nicht. Laut rasselnd knallten die Schlüssel gegen die Tür. Das war dem Einbrecher einfach zu unheimlich. Schlüssel, die wie von Geisterhand durch die Luft fliegen? Erschrocken ergriff er die Flucht. Beim Weglaufen angelte er nach seinem Schlüsselbund und rannte aus dem Haus, die dunkle Straße entlang.

Endlich hatte Marius den Lärm gehört und kam in die Halle. Er sah die offene Tür und die lange Schramme, welche Caroline mit dem Werfen der Schlüssel verursacht hatte. Verwundert sah er sich um. Caroline entdeckte er nicht. Das Poltern konnte er sich nicht erklären. Kopfschüttelnd schloss er die Eingangstür.

Für heute hatte Caroline genug vom Spuken. Außerdem musste sie ihre Geisterkräfte unbedingt trainieren, wenn sie ein guter Geist werden wollte. Morgen war dafür auch noch Zeit.

Autor: Zwillingsjungfrau

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