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Der Lebensrucksack

Nachdem meine Töchter aus dem Haus und unabhängig waren, habe ich mich auf meine Lebensreise begeben, mit dem Versprechen, den Weg aufwärts zu gehen. Niemals mehr abwärts und immer mit dem Wunsch, noch viele innere und äußere Höhen zu erreichen. So packte ich meinen Lebensrucksack, nahm die Herausforderungen an, überwand viele Ängste und wählte, wenn möglich nicht so steile Pfade. Die Verantwortung für drei Personen konnte ich langsam loslassen.

Ich wanderte mit meinem Rucksack durch kleine Anstiege, steile Aufwärtsschritte, begegnete Menschen, die sich auch auf diesem Weg abmühten, aber auch solchen, die leichtfüßig und scheinbar unbeschwert zu den Gipfeln aufstiegen. Ich musste viele Pausen machen und erkannte beim wieder Aufstehen, dass mein Rucksack viel zu schwer war. Was hatte ich nur alles eingepackt? Schmerzen, Verspannungen, schlechter Schlaf zeigten mir, dass ich mit diesem Gepäck nicht weiter konnte und wollte. Ich ließ mich nieder, egal, was um mich geschah und packte aus und sah es mir genau an.

Ist es im Leben nicht genauso ? Wir tragen unser inneres Gewicht, das wir im Laufe der Jahre mit allem Möglichen beschwert haben mit uns, oft ohne uns dessen bewusst zu sein. So gab es in meinem Rucksack Wissen, Vorlieben, Gewohnheiten, Ärger, Groll, Abschiede und einen schweren Beutel mit Traurigkeit. Es gab auch kleine Hohlräume, in denen ich manches versteckt hatte, dass ich noch nicht sehen wollte.
Diese Dinge beeinflussen, wie wir die Welt sehen. Selbst, wenn vieles davon uns Kummer macht, Leid und Negativität beschert wollen wir sie nicht loslassen und schleppen sie weiter mit uns herum. Das macht den Weg schwer.

Es führte mich zu der Erkenntnis, dass ich Ballast abwerfen wollte, weil es meine Kraft schwächte. Da ich die letzten Meilen durch die Schwere des Gewichtes oft gebückt ging sah ich manchmal nicht einmal mehr die Sonne und die Schönheit auf meinem Weg. Ich ließ mich nieder und packte aus.
Was kam da nicht alles zum Vorschein, beim Einpacken konnte ich mich von Manchem noch nicht trennen, aber jetzt musste ich lächeln, denn Einiges brauchte ich nicht mehr und warf es in die Schlucht des Vergessens. Damit kam ein Stück Frieden in meine Seele, Leichtigkeit und mein eingezwängter Humor konnte sich entfalten.

Ich trabte weiter aufwärts, entspannter und froh, aber meine Kraft war nicht mehr die, die ich in jungen Jahren hatte und so legte ich immer wieder Pausen ein, um auszusortieren, was ich nun nicht mehr brauchte. So wurde mein Gepäck leichter und leichter und irgendwann erkannte ich, dass der Rucksack nicht mehr nötig war...
Denn alles, was mich weiter aufwärts führte, hatte ich längst in mir. Die Sonne wärmt meinen Rücken, Frieden breitet sich in mir aus und ich habe das Ziel vor meinen Augen trotz aller Widrigkeiten , die mir begegnen. Ich schau zurück, dankbar für Wege, die ich durchwandert bin und froh, dass ich einigen wenigen Menschen auf diesem Weg beistehen kann.

Waldweg am Morgen

Autor: Feierabend-Mitglied

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