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Heringessen am Aschermittwoch 2020
Renate/Schmiermaxe schrieb in die Ankündigung:
"Inzwischen ist es eine schöne Tradition geworden, bei einem leckeren Heringessen die Fastnacht zu beerdigen und - natürlich - das Fell zu versaufen."
20 Mitglieder hatten sich zu dieser lieb gewonnenen Tradition am Aschermittwoch, der in diesem Jahr auf den 26. Februar fiel, im Hechtsheimer Rebenhof angemeldet.
Und weiter schrieb Renate:
"Am Aschermittwoch, wie in jedem Jahr,
ist Schluss mit Fassenacht, s' ist jedem klar.
Vorbei der Trubel, Jux und Schunkelei,
Wein, Weib und Tabak sind vorbei,
denn es beginnt die Fastenzeit.
Drum eilet herbei, ihr lieben Leut',
und lasset uns unter Weh und Klagen
die Fassenacht zu Grabe tragen.
In Trauerkleidung, so ich bitte und rate!
Unter Tränen grüßt bis dahin: Renate."
Es war wieder ein langer Tisch für uns im Nebenraum vorgesehen, wo sich auch andere Heringesser einfanden. Lebhaft wurde geplaudert, bis Pellkartoffel und Hering oder andere leibliche Genüsse auf der kleinen Sonder-Speisekarte serviert wurden.
Nach dem Essen wurden die Taschentücher gezückt, und wir warteten gespannt und wehklagend auf die Traurrede von Renate, bei der auch die anderen Gäste andächtig lauschten und applaudierten.
"Liebe Angehörige und Freunde, liebe Hinterbliebene der Fassenacht, die Ihr ebenso trauernd wie zahlreich Euch weinend auf den Weg gemacht,die schwarzen Klamotten und Hüte – wie es Sitte ist und von Ehrfurcht beflügelt - hervorgekramt, entmottet, entstaubt, gewaschen, gedämpft und gebügelt, um der geliebten Fassenacht zu gedenken mit Liedern, natürlich ganz frommen -
drum heiße ich Euch hier und heute zur Beerdigung herzlich willkommen !
"Ach, was muss man oft von bösen
Meenzern hören oder lesen !"
So steht es im verschollen geglaubten Manuskript von des Meisters Hand,
das man im Haus des Lehrers Lämpel vor kurzem erst fand.
Drum ist es jetzt amtlich, sogar mit Brief und Siegel bewiesen :
So und nicht anders hatte es Wilhelm Busch ursprünglich geschrieben.
Denn die Meenzer – sowohl Määdscher als auch und vor allem die Buben -
tanzen und schunkeln durch die Gassen und sämtliche Schoppestuben.
Sie singen und saufen, treiben Allotria und allerlei Schabernack,
es wird gebützt und reichlich gesündigt bei Tag und bei Nacht.
Doch das hat nun ein Ende – das Konfetti wird zusammengefegt,
die Masken und Orden zu den Kostümen in die Schublad' gelegt,
und dann schweren Schrittes, mit schwerem Kopf und schlechtem Gewissen -
der Gang in die Kirche, der Pfarrer wollt' alles ganz genau wissen.
Aber nun – nach der Beichte und entsprechend hoher Buße -
bleibt keine Zeit für langes Ausruhen und oder gar Muße.
Ab jetzt gilt die Fastenzeit ohne Sünde, Suff und bisherige Völlerei,
es gibt nur noch Sprudel, sauren Hering, gemischten Salat mit Ei.
Wir haben heute unter großem Heulen und gemeinsamen Wehklagen
unsere geliebte Fassenacht zu Grabe getragen.
Doch wir sehen sie wieder am 11. im 11., wie in jedem Jahr.
Schnell noch ein letztes "Prosit" an Gott Jokus und Halleluja !
Es ist nur symbolisch – Ihr wisst es genau !
Ich haben fertig – adschee und Helau !"
Renate Marx-Donath, Aschermittwoch 2020
für Feierabend im Rebenhof
Nach dieser großartigen Trauerrede durfte - wie es nach einem Trauerschmaus üblich ist - lebhaft weiter geplaudert werden, und da zum Glück der angekündigte Schneefall erst einen Tag später ein Chaos in und um Mainz auslöste, hatten wir auch keine Eile mit dem Nachhausegehen.
Günter/bakru26 hat wieder eifrig fotografiert. Einige Bilder der "Trauergemeinde" kommen im Anschluss, sie können aber auch in seinem Album, zusammen mit einem kleinen Video, angeschaut werden.
Klicke hier
(eingestellt am 1.3.20)
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