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Blütenwanderung nach Drais

Die für mich schönste Liebeserklärung an Drais (meenzerisch: Draas) hat die Mainzer Mundartautorin Hildegard Bachmann mit „Du bist mir so vertraut“ (aus dem Buch „Dämmerstindche“) verfasst. Aber nicht nur „die Bachmann“ – bekannt aus Lesungen, Kabarett und vor allem aus der Mainzer Fastnacht – sondern auch unsere drei Mitglieder, die zwei Monikas (Chimoni und Fimon ) und Ute (Uetje23) stammen bzw. wohnen seit vielen Jahren in dem kleinsten Mainzer Vorort.

Da kaum einer von uns jemals den Ortsmittelpunkt von Drais gesehen hatte, sondern höchstens vom Vorbeifahren kennt, schlug Chimoni bei unserer Planung für das Jahr 2018 eine Blütenwanderung vom Lerchenberg nach Drais vor. So konnten wir gleich vier Fliegen mit einer Klappe schlagen: eine Frühlingswanderung durch blühende Obstblütenfelder, eine Fahrt mit der Mainzelbahn zum Lerchenberg und das Kennenlernen von Lerchenberg und von Drais.

Monika/Chimoni hatte seit Tagen die Obstbaumblüte beobachtet und kurz entschlossen die Veranstaltung für den 17. April eingestellt. Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen frühsommerlichen Temperaturen hatten wir den richtigen Tag erwischt.

Gut gelaunt unternahmen zehn Feierabend’ler die Fahrt mit der Mainzelbahn zum Mainzer Medienhügel Lerchenberg. An der Endhaltestelle Hindemithstraße erwarteten uns die Draiserin Ute/Uetje und drei Damen, die mit dem Auto angereist waren. Natürlich musste die Ampel mit dem roten und grünen Mainzelmännchen fotografiert werden.

Unser erstes Ziel war das Eiscafé im Lerchenberger Einkaufszentrum. In der Sonne sitzend, genossen wir den ersten Eisbecher in diesem Jahr.

Um 15.30 Uhr drängten die Draiser Damen zum Aufbruch. Nach wenigen Schritten verließen wir den Lerchenberg und waren auch schon in der Natur.

Vor uns breitete sich ein Meer von Kirschbäumen aus, wir sahen Drais vor uns liegen, im Hintergrund Mainz, der Taunus, neben uns die gläserne Fassade des großen ZDF-Verwaltungsgebäudes und das Rund des Sendezentrums, in der Ferne die Skyline von Frankfurt.

Wir blieben wiederholt stehen und Ute las uns aus dem Buch von Hildegard Bachmann „Dämmerstindche“ passende Gedichte wie „Willkumme, Friehling“ und „En Traum“, eine Hommage an die „Draaser Kersche“ vor.
Leider fand ich nirgends die Mailadresse von Hildegard Bachmann, sonst hätte ich nachgefragt, ob ich die Gedichte hier zitieren darf !


Dafür fand ich ein passendes Gedicht von unserem Feierabend-Mitglied Luiserl:

Die Frühlingssonne

Durch zartbelaubte Zweige malt sie Bilder -
mit Schatten, der vom Winde leis bewegt,
sich über altes Laub am Boden legt;
die Welt erscheint nun frühlingshaft und milder.

Der Wolkenhimmel nicht mehr sonnenlos;
in neuem Lichte leuchten Wald und Wiese.
Es kann nicht schöner sein im Paradiese,
ein kleines Auge blühet schon im Moos.

All überall weckt sie nun neues Leben;
Natur und Menschen schöpfen neuen Mut -
die Sonnenwärme tut uns allen gut -
die Luft, sie scheint erfüllt von leichtem Schweben.

So lasst im Licht des Frühlingstags uns baden,
vergessen wir die kalte Winterzeit -
statt Schnee zur Zeit es Blütenblätter schneit
und wandeln fröhlich auf des Frühlings Pfaden.

© Luzie Rudde 30.4.2017

Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Ortsrand des beschaulichen kleinen Ortes Mainz-Drais, der 1969 zusammen mit fünf weiteren Vororten als neuer Stadtteil nach Mainz eingemeindet wurde. Seitdem ist er ein beliebter Wohnort geworden, besteht doch eine gute Anbindung an die Innenstadt, das ZDF, die Universität und die Autobahn.

Zählte Drais bei der Eingemeindung noch 1147 Einwohner, ist die Zahl seitdem kontinuierlich gestiegen und lag 2016 bei 3.143 Einwohner. Und doch scheint im alten Ortskern die Zeit stehen geblieben. Der dörfliche Charakter blieb weitgehend erhalten – abgesehen von
einigen Bausünden, die wir auch gezeigt bekommen.

Im Vergleich zu den Nachbardörfern hat Drais eine relativ junge Geschichte.

Die frühesten Siedlungsspuren reichen zwar bis in die Hallstadtzeit (850 – 450 v. Chr.) zurück. Der Ort selbst wurde jedoch erst 1149 unter König Konrad III. urkundlich als „Treise“ erwähnt. Für die Entstehung des Namens Drais gibt es zwei Erklärungen, zum einen das gotische Wort „Driusan“ für sprudelnde Quelle, zum anderen das althochdeutsche „Driesch“ für „unbebautes Land“.

Mehr zum geschichtlichen Hintergrund kannst Du hier lesen

Im 13. Jahrhundert gab es eine durch Urkunden nachgewiesene Gemarkung mit Gewann-Namen. Eigentümer der ersten Draiser Ansiedlungen waren meist Mainzer Klöster, die ihre Höfe vor der Stadt anlegten.

Auch Weinbau gab es damals in Drais. Die Weinberge lagen im Gewann „Im tiefen Tal“ und im Wingertsgewann. Der Weinanbau verschwand aber recht bald. Heute wird das Bild der Draiser Gemarkung von großen Obstanlagen mit Kirschen, Äpfel, Aprikosen Erdbeeren und Spargel geprägt.

Das erste, was wir am Ortsrand von Drais sehen, ist die Evangelische Kirche. Sie ähnelt einem großen Zelt und wurde 2002 von Hackenheim bei Bad Kreuznach samt Glockenturm nach Drais transportiert. An Pfingsten 2003 wurde sie feierlich eingeweiht. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Gottesdienste meist in der Kapelle des Draiser Seniorenheims gefeiert worden.

Rings um die katholische Pfarrkirche Maria Königin und den Dorfplatz stehen noch zahlreiche alte Backstein-Höfe.

Das dörfliche Leben, vor allem bei der Draaser Kerb spielt sich auf dem kleinen Dorfplatz ab. Auf dem Platz ruhen wir uns am „Lerchenbub“-Brunnen, der von dem Künstler Reinhold Petermann entworfen wurde, ein Weilchen aus, bevor wir weiter zur nahe gelegenen Kirche gehen.

Blütenwanderung 2018_fidelis45
Draiser Dorfplatz
Blütenwanderung 2018_fidelis45
Blütenwanderung 2018_fidelis45


1737 wurde die Pfarrkirche Maria Königin mit Unterstützung des Jesuitenordens neu erbaut. Die Kirche ist leider verschlossen.

Hier kannst Du mehr über die Kirche sehen und lesen

Unweit der Kirche - im alten Klosterhof der Propstei Hirzenach an der Seminarstraße - residierten von 1670 bis 1773 die Jesuiten. Sie errichteten auf dem Anwesen ein noch erhaltenes Wohnhaus mit schönem Staffelgiebel, das heute mit dem Christophorus-Hospiz eine Institution beherbergt, die einzigartig in Mainz ist. Hier werden schwerstkranke und sterbende Menschen betreut und begleitet. Und wo ginge das besser, als im friedlichen Drais. Gleich daneben befindet sich das Altenheim. Quelle: Landeshauptstadt Mainz

Blütenwanderung 2018_Rose56
Der Jesuitenhof. Nach Auflösung des Ordens 1773 ging das Gebäude aus der Barockzeit in Privathände über und beherbergt seit 2002 im Erdgeschoss das stationäre Christophorus-Hospiz
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Blütenwanderung 2018_Rose56
Blütenwanderung 2018_Rose56

An der Curt-Goetz-Straße steigen wir in den Bus 54 und fahren zurück zum Lerchenberg. Nach einem kurzen Spaziergang lassen wir den schönen Nachmittag gemütlich in der Pizzeria "Zum Mainzer Bierkrug" ausklingen. Monika hat unterwegs noch Plätze für 9 Mitglieder draußen reservieren lassen. In der Abendsonne schmecken Pizza und Pasta, die es dienstags beim PaPi-Tag für 6,- Euro gibt, ganz hervorragend. Gegen 20 Uhr verabschieden wir uns voneinander und mit der Mainzelbahn geht es zurück nach Hechtsheim.

Ich bedanke mich noch einmal bei den beiden Draiser Damen Monika/Chimoni und Ute/Uetje – die dritte Monika/Fimon hatte leider Oma-Pflichten – die uns so wunderbar durch den Nachmittag und Abend begleitet haben. Es war ein rundum gelungener Ausflug durchs Draaser Blütenmeer und den gemütlichen Ort.

Alle Bilder des Tages von Rose/Rose56 und Dieter/fidelis45
kannst Du hier sehen

(eingestellt am 18.4.18)

Autor: Feierabend-Mitglied

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