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Regionaltreffen im Januar - Marokko

Es war ein ganz besonderer Dia-Vortrag, den uns Jonny60 (Werner) beim ersten Regionaltreffen im neuen Jahr am 16. Januar bot. Er nahm uns mit auf eine Reise nach Marokko, einem Land, dem seine ganze Liebe gehört, eine Reise, wie sie in keinem Reiseführer beschrieben ist, eine Reise, bei der wir viel Persönliches von Jonny erfahren konnten.

Nach Fertigstellung des Berichts hat Jonny ihn korrekturgelesen und um einige Ausführungen ergänzt. Dafür danke ich ihm herzlich.

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40 Jahre, ca. 8 - 9 Monate im Jahr - in den heißen Sommermonaten war ein Arbeiten nicht möglich- hat Jonny in Marokko gearbeitet und gelebt. Als Geologe/Paläontologe war er zuerst für das Senckenberg-Museum und danach für das marokkanische Bergbau- und Minen-Ministerium bei geologischen Ausgrabungen tätig.
Die letzten 20 Jahre hat er als selbständiger Geologe in Eigenregie Ausgrabungen geleitet, mit einem Team von immer ca. 25 marokkanischen Helfern, die er selbst ausgebildet hatte.

Die Arbeitszeit begann mit dem Sonnenaufgang spätestens um 4 Uhr. In der Mittagshitze zog man sich in Erdlöcher zurück, in der Regel Schächte, die bei der Fossiliensuche schon angelegt waren. Von der Eintagsfliege bis zum Großsaurier wurde alles gefunden und in der eigenen Werkstatt präpariert.

Werkzeuge, insbesondere Sandstrahlgeräte, Schleifmaschinen, Diamantsägen, filigrane Zahnarztwerkzeuge zur Feinpräparation wurden von Deutschland aus mit nach Marokko gebracht. Auf dem Rückweg war das Auto mit den fertig präparierten Fossilien vollgepackt, die dann an Museen in aller Welt verkauft wurden.

Ein Beispiel einer aufwendigen Präparation:
Für einen nur vier Meter langen (Elasmo-)Saurier (= meeresbewohnender Saurier) mußten drei Präparatoren zwei Jahre bis zur Fertigstellung intensiv arbeiten; von der Freilegung der Knochen aus dem Gestein bis zur Montage des kompletten Skelettes.

Hoher Atlas_by_Raphaela C. Näger_pixelio.de
(Foto: Hoher Atlas von Raphaela C. Näger/pixelio.de)

Wir erfuhren nicht nur viel über das Land, von dem Aristoteles sagte: "Schon Afrika und noch Europa"; im Laufe des Vortrags erzählte Jonny von den Menschen, die dort leben und von denen er viele näher kennengelernt hat, von jungen Mitarbeitern, wie Ahmed, der wie ein Sohn für ihn war.
Geologen, Botaniker und geologisch Interessierte begleitete er auf Studienreisen durch das Land, darunter auch bekannte Menschen wie Friedrich Novotny, der eine Woche mit ihm unterwegs war und gerne noch eine weitere Woche ergänzt hätte.

Sein größtes Problem war aber – so Jonny – dass er das, was er erlebte, mit niemandem teilen konnte. Er fühlte sich wie ein Nomade, obwohl es das frühere Nomadentum nicht mehr gibt, und er fühlte sich wohl in dem Land, denn „in Marokko ist nichts perfekt, es wird immer impovisiert … und das ist meins." Seine größte Hilfe, das Land zu verstehen, waren die arabischen Märchen.

Die Dias, die Jonny uns zeigte, sind Jahrzehnte alt, trotzdem noch von guter Qualität. Da unser Fotograf Günter sie aber nur bedingt von der Leinwand fotografieren konnte, setze ich einige passende Bilder aus pixelio.de hinzu.

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Gebannt hören Renate, Annemarie, Brigitte und Elke zu

Die Touristen fliegen heute in 3 Stunden nach Marokko. Jonny nahm rund 350mal das Auto und fuhr ca. 2.500 km von Harxheim nach Gibraltar, um von dort mit der Fähre nach Tanger überzusetzen und weitere 900 km zu fahren, um zu den Fundstellen in Südmarokko zu gelangen.

Sein „Türöffner“ in Marokko hieß Bismillah – im Namen Gottes. So beginnt der Koran. Dieses Wort hat ihn des öfteren geschützt.

Marokko erstreckt sich 800 km am Mittelmeer und besteht zum größten Teil aus Bergland. Im Rif-Gebirge, dem Mittleren und Hohen Atlas und dem Anti-Atlas gibt es 40 Gipfel über 4.000 m hoch. Die Dias zeigen die Schönheit der Bergwelt mit 300 m hohen Wasserfällen. In der Wüste gibt es ganz selten Regen und wenn doch, sind es oft Unwetter mit gewaltigen Wassermassen.

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Marokko_La-Liana_pixelio.de
(Foto: La-Liana/pixelio.de)

Marokko, wie es im Reiseführer dargestellt wird.

In der Landessprache bedeutet Marokko oder auch Königreich Marokko „Das Land im äußersten Westen der arabischen Länder“ (auf arabisch: al-Mamlaka al-Maghribīya)

Die ursprüngliche Bevölkerung Marokkos sind die Berber. Heute besteht die Bevölkerung zu etwa einem Drittel aus Berbern, die in ca. 300 Stammesgruppen als sesshafte Bauern oder ziehende Nomaden, vor allem in den gebirgigen Regionen des Hohen Atlas, Mittleren Atlas und des Rif-Gebirges in Dörfer aus Lehm und Schutzburgen leben. Dazu kommt noch ein weiteres Drittel arabischer Berber. Diese leben in den Städten des Nordens. Sie haben sich über die Jahrhunderte mit der eingewanderten arabischen Bevölkerung vermischt und deren Kultur und Sprache weitgehend übernommen. Des Weiteren gibt es noch einen kleinen Anteil reiner Araber sowie die Haratin. Sie sind Nachfahren schwarzafrikanischer Sklaven oder Söldner vorwiegend aus dem Sudan, die ab dem 11. Jahrhundert nach Marokko kamen.

Lehmburgen_Dieter Schütz_pixelio.de
Lehmburgen - Foto: Dieter Schütz/pixelio.de
Flussoase_Dieter Schütz_pixelio.de
(Foto: Flussoase - Dieter Schütz/pixelio.de)

Jonny: In der Wüste regnet es auch und es kommen unglaubliche Wasseransammlungen zustande, in denen schon viele Menschen ertrunken sind.

Oasendorf_Dieter Schütz_pixelio.de
(Foto Oasendorf: Dieter Schütz/pixelio.de)

Auch wenn die Berber im Landesinneren ihre kulturelle Identität größtenteils beibehalten konnten, brachten ihnen die Araber den Islam, zu dem sich heute 99 Prozent der Marokkaner bekennen. Das restliche 1 % teilen sich Christen und Juden. Viele der jüdischen Bevölkerung sind zwischenzeitlich ausgewandert, kommen aber immer wieder zu den Gräbern ihrer Vorfahren zurück.

Im Islam – so Jonny – gibt es fünf Gebote, die einzuhalten sind:
- einmaliger Gott (es gibt nur einen Gott)
- 5x täglich Gebet
- Ramadan halten (40 Tage erst nach Sonnenuntergang essen und trinken)
- den Armen geben
- die Reise nach Mekka

Flagge Marokko_wikipedia.de
Die Flagge Marokkos wurde am 17. November 1915 offiziell eingeführt. Im Jahr der Unabhängigkeit Marokkos (1956) wurde die Flagge übernommen.
Sie ist rot und zeigt in ihrer Mitte ein grünes Pentagramm, das Siegel des Salomon (hier: Süleyman). Rot und Grün sind traditionelle Farben, die oft in arabischen Flaggen verwendet werden, obwohl sie insbesondere mit den Staaten am Persischen Golf noch stärker in Verbindung gebracht werden. Die Verwendung von roten Flaggen war in vielen arabischen Ländern weit verbreitet, da Rot die Farbe des Scherifen von Mekka war (Quelle: wikipedia.de)

Jonny sagt: "Grün ist die Farbe des Islam, rot ist die Farbe des Blutes. Islam ist die Ergebung in den Willen Gottes."

Im 19. Jahrhundert waren Frankreich, Spanien, England und Deutschland an Marokko interessiert. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs besetzten Frankreich Zentralmarokko und Spanien die Mittelmeerküste. Araber und Berber kämpften gegen diese europäische Fremdherrschaft, aber erst 1956 erlangte das Land seine Unabhängigkeit zurück.
Der erste König wurde Sultan Mohammed V. Als er 1961 starb, übernahm sein Sohn Hassan II. die Regentschaft. Jonny lernte ihn persönlich kennen. Hassan führte das einst arme Agrarland in ein modernes Land mit wachsender Industrie und Dienstleistungen.

Er sagte zu Jonny: "Marokko ist wie ein großer Baum, dessen Wurzeln tief nach Afrika, und dessen Zweige und Blätter bis weit nach Europa reichen."

Als Hassan II. 1999 starb, folgte ihm sein Sohn Mohammed VI. auf den Thron, ein moderner Regent, der dem Land weitreichende wirtschaftliche und demokratische Reformen brachte, und die Marokko bisher vor Unruhen und einem Bürgerkrieg bewahrten.

Königspalast in Fes_by_Dieter Schütz_pixelio.de
Königspalast in Fes
Foto: Dieter Schütz/pixelio.de

Marokko ist ein Mosaik an verschiedensten Landschaften. Hinter dem Gebirge beginnt die Wüste. 90 % sind Steinwüste, nur 10 % Sandwüste.

Der Atlas bildet die Grenze (von Agadir nach Libyen) zwischen der Eurasischen Platte im Norden und der Afrikanischen Platte im Süden. Hier ist die geologische Grenze zwischen altem und neuem Gestein. Der afrikanische Kontinent schiebt sich unter Europa. Dadurch kommt es immer wieder zu Verschiebungen in der Erdkruste mit schweren Erdbeben.

1960 wurde Agadir von einem Beben komplett zerstört. 12.000 Menschen starben. Es waren deswegen so wenige, weil das Beben im Fastenmonat Ramadan geschah. Die meisten Menschen waren auf den Straßen, es traf diejenigen, die sich in den Häusern aufhielten. Und es gab noch einen zweiten glücklichen Umstand. Es war Markttag, und die Esel der Menschen die von auswärts kamen, gerieten in Panik und ergriffen die Flucht. Die Marktbesucher liefen ihren Eseln nach und fühlten instinktiv das Nahen eines Unheils.

Agadir_zaubervogel_pixelio.de
Agadir - Foto: zaubervogel/pixelio.de
Hoher Atlas_Raphaela C. Nägler_pixelio.de
(Foto aus dem Hohen Atlas: Raphaela C. Nägler/pixelio.de)

Marokko ist ein fruchtbares Land und ein Land der Kontraste. Während Agadir - nach Aussage von Jonny - heute fest in deutscher Touristenhand ist, sieht es im Mittleren Atlas aus wie in der Toskana. Marrakesch, eine Stadt, in der vor allem Berber leben, ist – so Jonny - eine verrückte Stadt. Fes, die Stadt der Färber – hier sieht man beim Handwerk noch das Mittelalter.

Agadir_Klaus-Uwe Gerhardt_pixelio.de
Blick auf Agadir
Foto: Klaus-Uwe Gerhardt_pixelio.de
Marrakesch_Dieter Schütz_pixelio.de
Djemaa Platz in Marrakesch
Foto: Dieter Schütz/pixelio.de
Färber_by Guenter Hamich_pixelio.de
Färber - Foto: Guenter Hamich/pixelio.de

Die Dias zeigen die verschiedenen geologischen Funde. Die Fundstellen sind nahezu vegetationsfrei, oft über lange Strecken einsehbar (oft bis 40 km) und frei zugänglich (kein Privatbesitz).
Jonny zeigt uns fossile Funde, die präpariert sind – 400 Millionen Jahre alte Seelilien.

foss.Seelilie_Paul Marx_pixelio.de
Nicht so schön wie auf Jonnys Dias: fossilie Seelilie
Foto: Paul Marx/pixelio.de

Jonny ist Besitzer von 2 Kamelen, die er für 600 DM kaufte. Eines der Kamele ist zottelig und Jonny nannte es Jimi Hendrix. Dem anderen gab er den Namen Johann Sebastian Bach. Sie stehen heute in einem Wüstenhotel, bereit für Touristen, deshalb muß Jonny nichts für die Pflege bezahlen.

Dr. Thomas Kreutzig_pixelio.de
Nicht das Kamel von Jonny, sondern ein Foto von Dr.Thomas Kreutzig/pixelio.de
Fortbewegungsmittel_by_ich_pixelio.de
Foto: ich/pixelio.de)

Jonny erzählt: Die Nomaden-Jungen haben einen Zopf.
Grund: In einem Unglücksfall zieht Allah mit dem Zopf den verunglückten Jungen wieder zurück ins Leben.
Ernte auf marokkanisch_by_Dieter Schütz_pixelio.de
(Foto: Ernte auf marokkanisch - Dieter Schütz/pixelio.de)

Jonny: Die Mädchen müssen viel arbeiten. Sie sind mit 12 Jahren im heiratsfähigen Alter.
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Arganbaum_Raphaela C. Nägler_pixelio.de
(Foto: Arganbaum mit Ziege - Raphaela C. Nägler/pixelio.de)

In Marokko wird die Arganie seit Jahrhunderten zur Ölgewinnung angebaut. Die Arganwälder helfen, die Wüstenbildung aufzuhalten.
Schirmakazie_Ulla Trampert_pixelio.de
(Foto: Ulla Trampert/pixelio.de)

Jonny: Die Schirmakazie ist ein typischer Wüstenbaum. Der Baum der Wüste ist die Tamariske. Ihre Wurzeln reichen 70 mg tief.
Im Norden Marokkos wachsen Ginster und Bougainvillea.

Mit einem herzlichen Applaus belohnen die Mitglieder den Vortrag von Jonny, und ich danke ihm sehr für diesen interessanten, informativen und mit viel Arbeit und Mühe verbundenen Abend.

Das Regionaltreffen, zu dem 34 Mitglieder und 3 Gäste gekommen waren, begann mit dem Willkommensgruß. Anschließend stellte ich Änderungen auf der Startseite vor und informierte über die Öffnung aller Regionalforen, allerdings nur zum Mitlesen.
Die jeweiligen regionalen Startseiten werden durch ein "Gruppen-Profil" ergänzt. Das wird bis Ende Januar soweit sein.
Nicht einverstanden erklärten sich die Mitglieder mehrheitlich für die Öffnung aller Regionalforen zum Mitlesen, das lediglich dazu dient, die Neugierde zu befriedigen. Die wenigsten Foren sind interessant genug, um darin mitzulesen und sie haben auch nach der Meinung einiger aktiver Botschafter keine gute Außenwirkung, insbesondere wenn dort nichts passiert oder Internas oder gar Streitereien darin zu lesen sind.
Ich habe dieses - wie auch einige andere Botschafter - nach Frankfurt geschrieben, allerdings haben wir wenig Hoffnung, daß wir Gehör finden.

Da die Mitglieder mit dem Gonsenheimer Wanderheim offensichtlich zufrieden waren - wie in den Beiträgen im Forum zu lesen ist - könnte ich mir vorstellen, daß wir dort häufiger zu Gast sind.

Hier noch ein paar Impressionen des Abends von unserem Fotografen bakru26 (Günter) als Wechselbild:

Wechselbild_RegioJan14_bakru26

Zu den Bildern des Abends von bakru26 (Günter) kommst Du hier

(eingestellt am 19.1.14)

Autor: Feierabend-Mitglied

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