Hagenhufendörfer, Hollandgänger und Heringsfänger am 16.09.2008Heringsfänger aus dem Schaumburger Land

Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich Kneippianer und Gäste zur Fahrradtour um 14 Uhr in Stadthagen auf dem Festplatz. Das Ziel war das Lauenhäger Bauernhaus. Alle waren pünktlich zur Stelle. Es wurden einige technische Dinge bekannt gegeben, u.a. dass bei Straßenüberquerung abgestiegen wird und das Fahrrad geschoben werden soll. Jeder fährt auf eigene Verantwortung mit. Jedes Fahrrad sollte im technisch einwandfreien Zustand für den Straßenverkehr sein. Die Autofahrer bildeten Fahrgemeinschaften. Nachdem klargestellt wurde das der, der die Tour ausgearbeitet hat auch die Tour leitet und sagt wo es lang geht, radelten wir los.

Breslauer Str., Herminenstr., am Tierheim vorbei in Lauenhagen über das Osterfeld, von hinten an das Lauenhäger Bauernhaus. Die Autofahrer und weitere 4 Personen die sich selbst auf den Weg dorthin gemacht hatten waren bereits eingetroffen.

Man begrüßte sich und das Gruppenfoto wurde aufgenommen. Wilfried Block, der Gästeführer begrüßte uns gemeinsam mit seiner Frau, die später für die Kaffeetafel zuständig war. Der Vortrag hieß Hagenhufendörfer, Hollandgänger und Heringsfänger, da soll sich mal einer was darunter vorstellen. Wir hatten zwei ausführliche Stunden Heimatkunde. Alle hingen an den Lippen von Herrn Block, denn wir erfuhren zuerst was Hagenhufendörfer sind.

Alles was als Dorf mit Hagen endet kommt schon einmal in Frage ein Hagenhufen Dorf zu sein, wie: Hülshagen, Lauenhagen, Vornhagen, Pollhagen und Krebshagen. Stadthagen nicht, da Stadthagen nie ein Dorf war. Man redete von sieben freien Hagen, es sind aber keine sieben geworden, man nahm die sieben als symbolische Zahl. Prägend für die Dörfer um Stadthagen ist die noch erhaltene Siedlungsstruktur der so genannten Hagenhufendörfer. Die Hagenhufen entstanden beim großzügigen Landesausbau während des 13. Jahrhunderts. Entlang der Bäche und Bachniederungen als Leitlinie wurden die Gehöfte hinter der Straße nebeneinander angelegt. Die Landwirtschaft rodete sich dann auf der anderen Straßenseite systematisch in den Wald hinein, und zwar nur jeweils in Breite der Hofstelle. Hierdurch entstand die für die Hagenhufen typische schmale, handtuchartige Anordnung der Wirtschaftsflächen. Ortsnamen wie Krebshagen, Vornhagen oder Pollhagen erinnern noch an die Zeit der Rodungen in der damaligen Grafschaft Schaumburg. Das Lauenhäger Bauernhaus ist im Jahr 1540 erbaut worden und stand bis 2001 auf der Lauenhäger Strasse. Es war die Wüstenfeldsche Scheune. Abgerissen werden sollte dieses Haus nicht, denn es stand unter Denkmalschutz. Als auf dem fürstlichen Besitz in Hülshagen der Brennewitzsche Hof warm abgebrannt war, entschloss man sich als genug Sponsoren aufgetrieben waren das Lauenhäger Baunerhaus als Zweiständerhaus in müheseliger Kleinarbeit an seinen jetzigen Standort wieder aufzubauen.

Nach dem Vortrag gab es einen Rundgang durch das Haus. Diele, Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer wurden genau unter die Lupe genommen. Einige kannten Dinge die es auch in ihrer Jugendzeit gab. Dann ging es nach draußen.

Das Hausrückseite mit Garten wurde bewundert. Der Spaziergang ging an die Hülse. In der Ferne standen Windräder, eine Erfindung der Neuzeit. Die Brücke die über die Hülse geht ist ein wichtiges Bauwerk, denn die Bauern müssen ja mit ihren Wagen darüber fahren um die Felder zu bestellen. Zum Brückenbau nahm man Quader aus Obernkirchener Sandstein Heute ist eine Breite Betonplatte darüber gegossen sonst kämen die heutigen Traktoren da nicht hinüber. Auf dem weiteren Rundgang begegnete uns Bewohner des Dorfes und es war uns vergönnt noch eine Frau in Tracht anzuschauen.

Auch hier wieder alt und modern vermischt, wer wäre früher schon mit einem Rollator durch Dorf gegangen. Einladend an der Hauptstrasse steht für die Touristen ein Schild, dass auf das Bauernhaus aufmerksam macht. Geht man auf das Haus zu, davor stehen noch junge Obstbäume auf einer Rasenfläche, liest der Besucher einen schönen Spruch. Nach dem Spaziergang gibt es eine ausgiebige Kaffeepause mit leckerem Kuchen.
Anschließend geht die Gruppe in die erste Etage und besichtigt das Museum der späteren Hollandgänger aus denen die Heringsfänger wurden. Faszinierend was in diesem Raum alles zu sehen und zu lesen war. Auch die Erklärungen von Herrn Block waren sehr aufschlussreich.
Am Ende waren alle froh mitgekommen zu sein, denn es war für alle informativ und beeindruckend.

Schaumburger Land: 16.09.2008

Texte und Fotos von mimisoma