Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Zum Tode von Helen Suzman


Das erste News update in diesem Jahr soll der in Johannesburg verstorbenen Ikone des Freiheitskampfes in Suedafrika – Helen Suzman – gewidmet sein. Sie war eine ueber die Grenzen Suedafrikas hinaus international beachtete und geschaetzte Vorkaempfering in der schweren Zeit der Apartheit und zweimalige Kandidatin fuer den Friedensnobelpreis. Sie starb am Morgen des ersten Tages des neuen Jahres im Alter von 91 Jahren in Johannesburg.

Ihr Leben begann in Germiston am Rande von Johannesburg am 7. November 1917 als Tochter des juedischen Immigrantenpaares Samuel und Frieda Gavronsky. Ihre Eltern waren aus Lituenien nach Suedafrika gekommen und ihre Mutter verstarb nur zwei Wochen nach der Geburt von Helen.

Helen machte 1933 ihr Abitur im Parktown Convent in Johannesburg und nahm ihr Studium an der Universitaet von Witwatersrand fuer einen Bcomm auf. Im Jahre 1937 heiratete sie im Alter von 19 Jahren Moses Meyer Suzman. 1941 nach der Geburt ihrer ersten Tochter nahm Helen ihr Studium wieder auf und machte ihren Abschluss. Ab 1945 begann sie Wirtschaftsgeschichte an der Universitaet von Witwatersrand zu unterrichten. Mit Aufnahme ihrer politischen Taetigkeit als Mitglied des Parlaments fuer die United Party (UP) – der offiziellen Oppositionspartei – im Jahre 1953 gab Helen ihre Lehrtaetigkeit auf.
Im Jahre 1959 gab sie ihren Sitz im Parlament zusammen mit 11 weiteren Parlamentsmitgliedern auf, weil sie die Parteilinie nicht mehr mittragen konnte.

In der bald darauf gegruendeten Progressive Party (PP) wurde Helen Suzman 1961 wieder in ins Parlament gewaehlt. Sie war die einzige Vertreterin ihrer Partei im suedafrikanischen Parlament und sollte es fuer 13 lange Jahre bleiben. Erst 1974 gelang es der Partei sieben weitere Sitze im Parlament zu erringen. Helen Suzman nahm ihrem Abschied von der aktiven Politik im Jahre 1989 und sie hatte den Ruf die wichtigste politische Verfechterin gegen die Politik der Apartheit gewesen zu sein. Sie war der Dorn im Fleisch der Regierungspartei.

Fuer ihre Leistungen im Kampf gegen die Apartheit erhielt sie Ehrendoktorwuerden der Universitaeten von Oxford, Cambridge, Columbia (New York), Harvard, Witwatersrand und Cape Town.

1978 wurde von den vereinten Nationen Auszeichnung fuer den Kampf um die Menschenrechte verliehen.

Helen Suzman
Helen Suzman - Quelle des Bildes UIF

Nelson Mandela hat die erste Begegnung mit Helen Suzman sehr eindrucksvoll in seinem beruehmten Buch „ The long walk to freedom“ beschrieben, in der deutschen Uebersetzung lies es sich wie folgt:

„Am naechsten Morgen informierte uns ‚Suitcase‘ nach dem Fruehstueck, wir wuerden nicht zum Steinbruch gehen. Dann erschien Major Kellerman und erklaerte, Mrs. Helen Suzman, das einzige Mitglied der liberalen Progressiven Party und die einzige Stimme der Opposition im Parlament gegen die Nationallisten werde in Kuerze eintreffen. In weniger als 15 Minuten kam Mrs. Suzman – ganze 1.55 Meter gros – durch den Eingang zum Zellenkorridor, in Begleitung von General Steyn, dem Leiter der Gefaengnisverwaltung. Jeden Gefangenen, dem sie vorgestellt wurde, fragte sie, ob er irgendwelche Beschwerden vorzubringen habe. Jeder Mann antwortete mit demselben Satz:’ Ich habe viele Beschwerden, aber unser Sprecher ist Mr. Nelson Mandela am Ende des Korridors. ‘ Zum Entsetzen von General Steyn war Mrs. Suzman schnell bei meiner Zelle. Sie drueckte mir fest die Hand und stellte sich freundlich vor.

Anders als Richter und Verwaltungsbeamte (Magistrates), denen automatisch Zugang zu Gefaengnissen gewaehrt wurde, mussten Parlamentsmitglieder eine Erlaubnis zum Besuch eines Gefaengnisses einholen. Mrs. Suzman war eines der wenigen, wenn nicht das einzige Parlamentsmitglied, das sich fuer die Klagen der politischen Gefangenen interessierte. Ueber Robben Island kursierten viele Geschichten, und Mrs. Suzman war erschienen, um sich selbst zu ueberzeugen.

Da dies der erste Besuch von Mrs. Suzman auf Robben Island war, versuchte ich, ihr die Befangenheit zu nehmen. Doch sie war bemerkenswert selbstsicher und aeusserst unbeeindruckt von ihrer Umgebung, und sie schlug vor, wir sollten sofort zur Sache kommen. General Steyn und der kommandierende Offizier standen bei ihr, doch ich nahm kein Blatt vor den Mund. Ich sprach von unserem Wunsch nach besserem und gleichem Essen und nach besserer Kleidung, von der Notwendigkeit, Einrichtungen zum studieren zu bekommen, von unserem Recht auf Information, etwa durch Zeitungen, und ueber vieles mehr. Ich berichtete ihr ueber die Grobheit der Aufseher und erwaehnte im besonderen Van Rensburg. Ich betonte, er trage auf seinem Handgelenk eine Hakenkreuz-Taetowierung. Helen reagierte wie ein Richter. ‚ Nun Mr. Mandela‘, erklaerte sie, ‘wir brauchen das nicht weiter auszubreiten, denn wir wissen nicht, wann sie angebracht wurde.
Vielleicht haben seine Eltern die Taetowierung angebracht, zum Beispiel.‘ Ich versicherte ihr, das sei nicht der Fall.

Normalerweise beklagte ich mich nicht ueber einen einzelnen Aufseher. Im Gefaengnis lernt man, dass es besser ist, fuer allgemeine Grudnsaetze zu kaempfen, statt sich in jeden Einzelfall verwickeln zu lassen. Wie gefuehllos ein Aufseher auch sein mag, fuer gewoehnlich befolgt er nur die Gefaengnispolitik. Doch Van Rensburg war eine Gattung fuer sich, und wir glaubten, wenn er ginge, waere das fuer uns alle von grossem Vorteil.

Mrs. Suzman hoerte aufmerksam zu, hielt alles, was ich sagte, in einem kleinen Notizbuch fest und versprach, alle Fragen mit dem Justizminister zu eroertern. Dann inspizierte sie unsere Zellen und sprach auch ein wenig mit den anderen Maennern. Es war ein seltsamer und zugleich wundervoller Anblick, diese mutige Frau dabei zu beobachten, wie sie in unsere Zellen spaehte und anschliessend in unserem Hof umherwanderte.

Waehrend des Besuchs von Mrs. Suzman war Van Rendsburg aeusserts nervoes. Nach den Worten von Kathy entschuldigte sich Van Rendsburg fuer alles, was er in der Vergangenheit getan hatte, waehrend Mrs. Suzman und ich miteinander sprach. Doch seine Reue waehrte nicht lange, denn am naechsten Tag teilte er uns mit, alle gegen uns erhobenen Beschuldigungen sein wieder in Kraft. Spaeter erfuhren wir, Mrs. Suzman habe unseren Fall im Parlament zur Sprache gebracht, und binnen weniger Wochen nach ihrem Besuch wurde ‚Suitcase‘ von der Insel versetzt.“

Diese bewegenden Worte Mandelas zeigen uns, wie unerschrocken Helen Suzman im Kampf gegen Unrecht fuer die Betroffenen eingetreten ist.

Mit Helen Suzman hat Suedafrika nicht nur einen besonderen Menschen sondern auch eine moralische Institution verloren.

Januar 2009

Autor: denis2010

Zum Tod von Helen Suzman hat die Journalistin Fiona Forde einen sehr persoenlichen Bericht ueber ihre Begegnungen mit dieser Ikone des Freiheitskampfes in Suedafrika verfasst. Der Bericht erlaubt ein sehr intimes Bild in das Leben von Helen und ich denke er wird fuer den einen oder anderen aus der Gruppe interessant zu lesen sein, da er so ganz anders ueber sie berichtet als all die grossen Nachrufe. Viel Spass beim lesen.

Denis

“Helen - a woman who was witty beyond belief

I first met Helen Suzman on the eve of her 90th birthday a little over a year ago.

"Are you preparing my obituary," she asked as we sat down to tea at her Illovo home in Joburg - sober words spoken with that beautiful perky smile of hers.

At four-score and 10 she may have been in the evening of her life, but there was still lots of life left in the old dame.
One hour turned to two and then to three that afternoon as we chatted about her, her years in politics, about South Africa and life in retirement.

She had lived such an active life and had boldly walked the frontline of opposition politics during those heady years, and she regaled me with one tale after another.
Despite her years, Helen was incredibly lucid, enormously concerned and a fantastic force to be reckoned with. And she was witty beyond belief.

By 5.30pm that afternoon, tea had turned to scotch - Helen's signature drink, which she would relish at the end of each day.

And that was the start of our friendship. I had moved to SA 10 months before, and I believe she saw in me a blank slate and decided to take me under her wing, so to speak.

And I thoroughly enjoyed every moment we had together and will always cherish her views on South African life that she was never shy to share.

Every few weeks she would call, and the message rarely changed. "Darling, would you like to come over for a drink?" she would ask. And when I arrived, the silver tray would be on a small table by the glass patio doors that led to the back garden of which she was so proud.

Like the message, the contents of that tray never changed: a bottle of scotch, a bottle of gin, two cans of tonic water, the same of soda water and an ice bucket full to the brim.

At first I would pour for both of us; a scotch for her and a gin for me. We would have one, maybe two drinks at most, as we nattered. And the conversation would always turn to politics.

"Those ANC politicians," she would mutter. "That president of ours," was her regular reference to Thabo Mbeki, a man she found hard to forgive for what she called his "tragic stance" on Aids.

"And that health minister," were words never too far behind. She would shudder at the plight of Zimbabwe and frown on the escalating threats to the judiciary.

This time last year, Mbeki was on his way out and Jacob Zuma was rolling in. "Not that I approve of that either," she said.

Zuma taking wife number four last January whetted her chat. She didn't quite know what to make of the images of the ANC president in his traditional gear on his wedding day. "And his wife in her white bra …," she said, leaving the words to hang in midair.

But as summer turned to autumn, Helen began to decline her glass of scotch, although the bottle would inevitably remain on the tray.

"No, no, I won't," she would say at first, only to recant a short while later. "Well, why don't you pour me just a little one," she would whisper.

The last time we raised our glasses together was several months ago.

And I remember it vividly because she raised the tumbler and said to the golden-filled glass: "Oh, I do love you." Then she cast me a cheeky look and a playful smile.

The next time we met, Helen abstained, and she never took a drink again.

She had jumped from her bed one night at the sound of her dogs barking. As she fell to the floor, she broke a hip. And although her brittle bones mended, she knew her drinking days were over.

But that did little to damp her spirit. She would still phone. And when I arrived, the tray would be in its usual spot. But the scotch was gone.

Although she knew her days were numbered, I don't believe Helen knew that death was just around the corner - although I do believe she wanted to die.

She was tired, very, very tired. And although mentally agile to the bitter end, she felt physically confined because she suffered from tinnitus, which affected her sense of balance. She was still mobile, but only with the aid of a Zimmer frame. "Look at me," she would say. "What a nuisance I've become."

In the past year she had begun to "loadshed". She had found homes for her beloved dogs - Benjie, her black labrador, and Chang and Joey, the two shitsus. "Now you must behave when I'm gone," she would say to them matter-of-factly, a finger wagging in their faces.

She appreciated the big box of flowers that Nelson Mandela and Graca Machel brought to her home for her last birthday in November.

Madiba would often knock on Helen's door and she always loved to welcome him.

"They know not to buy me gifts. What would I do with a gift at my age, because I'm going to die soon?" she said.

Late in November she flew to Plettenberg Bay with her daughter Patsie, who lives in the US, for a brief stay at Helen's seaside apartment.

"This will be my last time," she told me before they left. "I'm too old to make a journey like this again."

We chatted by phone upon her return, and she invited me to visit her on Christmas morning. I asked if there was anything she would like.

"No dear. Nothing. I'm shedding, not hoarding," she told me. But when I arrived shortly after noon on Christmas Day, Helen was sleeping.

She called later to say she wasn't feeling well and was going to rest for the day.

"But please call by later in the week, dear. I should be feeling better by then."

I told her I would leave it until after New Year's Day.”

Original published : January 02 2009 on IOL

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (5 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


0 0 Artikel kommentieren
Regional > Südliches Afrika > Aktuelles aus Suedafrika > Helen Suzman