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Suedafrika vor der Wahl

In der online Ausgabe des Nachrichten Magazins Der Spiegel ist ein Beitrag zur Situation in Suedafrika vor den Wahlen veroeffentlicht worden. Leider zeichnet sich der Beitrag nicht durch eine Sachkenntnis des Verfassers aus, sondern endet wie schon so oft in Berichten dieses Mitarbeiters des Spiegels in einem Tonfall, der doch stark an einen Bericht aus einem Kriegsgebiet erinnert.

Wenn man zuerst einmal die Fakten betrachtet, dann ergibt sich folgendes Bild: der ANC hat es geschafft durch massiven poltischen Druck die Anklage gegen seinen Spitzenkandidaten Jacob Zuma durch die Vertreter des Staates zurueckziehen zu lassen. Dies ist in Anbetracht des politischen Einfluss des allein regierenden ANC nicht weiter verwunderlich. Ich moechte hier ganz klar sagen, dass ich es persoenlich als sehr bedauerlich ansehe, dass nach vielen Jahren der muehevollen Kleinarbeit im Zusammentragen der langen Liste von Anklagepunkte gegen Jacob Zuma so kurz vor dem Ziel das Verfahren eingestellt worden ist. Man muss dabei beachten, dass diese Einstellung des Verfahrens nicht auf der Grundlage der Unschuld, sondern auf der Basis von Telefonaufzeichungen, die belegen sollen, dass die Anklage politisch motiviert gewesen sei. Die grosse Mehrzahl der Menschen in Suedafrika sieht Zuma nun nicht etwa als unschuldig an, sondern man fuehlt sich nur bestaetigt, dass die politischen Machthaber sich vor der Strafverfolgung zu schuetzen wissen.

Dies ist bedauerlich, aber ein in vielen Laendern der Welt zu findender Fakt. Man braucht uebrigens gar nicht so weit zu gehen, denn auch in Deutschland sind bisher keine ernsthaften Strafen in einer ganzen Reihe von Bestechungsskandalen in Grossunternehmen verhaengt worden. Auch in Deutschland bringt die enge Verflechtung von Politik und Wirtschaft den Schutz der Taeter vor Strafverfolgung.

Der grosse Unterschied zwischen Deutschland und Suedafrika ist die Art, wie ueber solche Vorfaelle berichtet wird und wie sie in der Bevoelkerung gesehen werden.

Suedafrika befindet sich 15 Jahre nach dem Ende der Apartheit in einer Position, die schon viele andere afrikanische Staaten durchlebt haben. Die grosse Befreiungsorganisation, der ANC, hat sich nicht in eine normale poltische Partei umsetzen lassen. Es gibt inzwischen in Suedafrika eine ganze Reihe von politischen Oppositionsparteien und der alleinige Machtanspruch des ANC geraet Zusehens ins Wanken. Mit anderen Worten, das Land befindet sich auf dem Weg zu einem funktionierenden Mehrparteiensystem. Diese positive Entwicklung wird im Bericht des Spiegels nicht sichtbar.

Jeder der die Entwicklungen in Suedafrika mit denen in Zimbabwe gleichsetzt zeigt eigentlich nur, dass er nichts von den Verhaeltnissen in beiden Laendern verstanden hat. Der Spiegelkorrespondent reitet hier auf einer Welle von Vorurteilen und bringt auf diesem Wege ein sehr verfaelschtes Bild nach Deutschland.

In den ersten Kommentaren der Spiegelleser hat sich dieses falsche Bild ueber Suedafrika noch verstaerkt, denn da wird sofort an der Umsetzung der anstehenden Fussball WM gezweifelt und es kommen die ueblichen Untergangsbilder aus der Schublade.

Man muss verstehen, dass Suedafrika heute eine recht kraeftige neue Mittelstandsschicht besitzt, die ist in der Mehrzahl Schwarz. Diese neue Mittelstandsschicht hat grossen Einfluss und kein Praesident wird sich gegen diese Gruppe stellen, denn sie stellen die Zukunft des Landes dar. Auch ein sehr umstrittener Jacob Zuma hat klar erklaert, dass es in der Wirtschaft des Landes nicht zu grundlegenden Veraenderungen kommen wird. Man darf sich nicht von der zahlenmaessig kleinen Gruppe der politischen Scharfmacher in den Reihen des ANC und seiner Partner verschrecken lassen, denn die bellen laut, aber sie haben nicht die Durchsetzungskraft ihre Ideen auch in die Tat umzusetzen.

Man sollte dem Land Suedafrika bitte einfach die Zeit geben, die man jeder jungen Demokratie zugestehen muss, um sich im Inneren zu ordnen. Dieser Prozess der inneren Ordnung ist notwendig und kann und wird nicht immer gradlinig verlaufen.

Uebrigens ist Alan Boesak der Kandidat, der sich fuer COPE um das Amt des Ministerpraesidenten in der Provinz des Western Cape bewirbt und nicht der nationale Spitzenkandidat, wie vom Spiegel behauptet.

Die kommenden Wahlen in Suedafrika werden spannend werden und sie spiegeln ein Land im Umbruch wieder, auf dem Weg zu mehr Demokratie.

April 2009

Autor: denis2010

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