The Black Consciousness Movement in South Africa
Im Bericht ueber den persoenlichen Werdegang von Patrick ‚Terror‘ Lekota ,dem Fuehrer der neuen Oppositionspartei COPE in Suedafrika wurde auf seine Rolle im Black Consciousness Movement hingewiesen und nach einem langen Gespraech mit unserem lieben Mitglied Linde (Cornus) habe ich mich entschlossen etwas mehr ueber diesen Teilaspekt des Kampfes gegen die Apartheit zu berichten.
In den 60er Jahren hatte sich das Erscheinungsbild des schwarzen Widerstandes gegen die weisse Minderheitsregierung deutlich gewandelt.
Die Regierung hat die beiden wichtigsten Organisationen, den ANC und Pan African Congress (PAC) verboten. Die wenigen Fuehrer der beiden Organisationen, die nicht mit langen Haftstrafen im Gefaengnis waren mussten ins Exil gehen. Die schwarze Opposition war erfolgreich mundtot gemacht worden. Die Wirtschaft befand sich im Aufschwung. Somit ging es der Mehrheit der weissen Bevoelkerung sehr gut und es bestand aus deren Sicht keine Notwendigkeit, etwas am bestehenden Gesellschaftssystem zu aendern.
Der Wandel begann in den Universitaeten, die als "bush camps" bezeichnet wurden, da es hier ueberwiegend schwarze Studenten gab.
Die Schwerpunkte lagen an der University of the North und University of Zululand. Hier hatte sich ein schwarzer Widerstand gebildet, der in den 70er Jahren als "Black Consciousness Movement" (BCM) zu Tage treten sollte. Man kann dies im Bild der Studentenunruhen in Europa in den spaeten 60er Jahren sehen, denn auch hier begann die ueberfaellige Gesellschaftsreform an den Universitaeten und Oberschulen.
Das BCM basierte auf den Ideen des American Black Power Movement und der Vorstellung von Malcolm X. Als afrikanische geistige Wurzeln sind Kenneth Kaunda und Julius Nyere zu nennen. Der Fuehrer dieser neuen Bewegung war Steve Biko, der durch seine Ermordung im Jahre 1977 zu einer Ikone des Widerstandes wurde, die man nur mit Che Guevara vergleichen kann.
Biko’s politisches Auftreten begann im Jahre 1963, er hatte seine Schulausbildung gerade abgeschlossen und sollte seine College Ausbildung beginnen, als er im Zuge der Verhaftung seines aelteren Bruders von der Polizei verhoert wurde. Er wurde zwar nicht verurteilt, aber er durfte nicht mehr an dem College bleiben. Er setzte seine Ausbildung an einem privaten katholischen College in Natal fort und christliche Werte wuerden auch in seinem spaeteren politischen Leben immer wichtig fuer ihn sein. Er begann sich schon in dieser Zeit mit der Zukunft der Schwarzen in Suedafrika zu beschaeftigen. Er wuchs schnell zu einem respektierten jungen Intellektuellen heran. Biko und seine Freunde begannen die grundlegenden Ideen eines neuen Selbstbewusstseins fuer die jungen Schwarzen zu entwickeln, die sich schnell in der schwarzen Studentenschaft der Universitaet von Fort Hare und der Durban Medical School (Natal University) ausbreiteten. BCO lehnte die Unterstuetzung durch die liberalen Kraefte in der weissen Studentenschaft ab, denn man glaubte, dass die Befreiung des schwarzen Mannes nur durch den schwarzen Mann geschehen kann. Im Jahre 1967/68 war Biko ein Medizinstudent an der Universitaet von Natal und machte sich schnell einen Namen durch seine kritische Analyse der politischen Situation im Land. Er wurde ueber Nacht zum Helden fuer die Millionen von unterdrueckten Schwarzen in Suedafrika.
Er begann seinen Weg durch die verschiedenen Gremien der Studenten Vertretung und bald verbreiteten sich seine Ideen im ganzen Land. Er hatte das BCM gegruendet. Er vertrat die Ansicht: "I am against the fact that a settler minority should impose an entire system of values on an indigenous people." (Ich bin dagegen, dass eine (weisse) Minderheit der einheimischen (schwarzen) Bevoelkerung ihre Wertevorstellungen aufzwingt.)
Diese radikalen Ansichten fanden in der jungen schwarzen Bevoelkerung grossen Anklang und wurden von den Weissen mit grossem Schock aufgenommen.
Die wichtigsten Ideen des BCM waren:
Biko’s Idee, dass die Befreiung nur durch die Radikalisierung des Kampfes zu erreichen sei, stand im Gegensatz zu den Ideen der Fuehrer des ANC.
Die Ideen des BCM waren aber nicht nur auf den politischen Raum beschraenkt, sondern fanden auch in der Literatur ihren Ausdruck. Die beiden nachfolgenden Gedichte zeigen, wie zerrissen das Feld der Idelogien im schwarzen Widerstand war:
- Freedom's child
You have been denied too long
Fill your lungs and cry rage
Step forward and take your rightful place
You are not going to grow up knocking at the back door....
Das zweite Gedicht zeigt einen ganz anderen Blickwinkel:
- Black man, Black nation
Arise, arise from the slumber
Prepare yourself for war!
We are about to start
Das BCM begann in den Universitaeten und fand spaeter ihren Ausdruck in landesweiten Streiken in den Jahren 1975 und 1976.
1976 beschloss die Regierung die Einfuehrung von Afrikaans anstelle von Englisch in vielen schwarzen Schulen. Diese Massnahme wurde von den Schwarzen als ein weiterer Versuch gewertet, sie von hoeherer Bildung fernzuhalten und international zu isolieren. In Soweto begann nun ein grossangelegter Schulboykott, der sich bald auch auf andere Bereiche des Landes ausdehnte. Auch nachdem die Regierung die Forderung nach der Einfuehrung von Afrikaans zurueckgenommen hatte, wollten die Unruhen nicht verstummen. In den Monaten bis zum Ende des Jahres 1976 starben mindestens 500 Menschen in diesen Unruhen, denn die Polizei ging mit immer haerteren Mitteln vor. Biko wurde in dieser Zeit ebenfalls mehrfach verhaftet und er starb nach der letzten Verhaftung am 11 September 1977 an den Misshandlungen durch die Polizei.
Einen Monat nach dem gewaltsamen Tod von Biko wurden 17 politische Vereinigungen, die in Verbindung mit dem BCM standen durch die Apartheits-Regierung als illegal erklaert. Biko und das Erbe des BCM verhalfen dem Widerstand zu einer Kultur der Furchtlosigkeit. Es setzte sich jetzt bei mehr und mehr Menschen, die vorher nicht politisch aktiv waren die Erkenntnis durch, dass man nicht auf die im Exil lebenden oder inhaftierten Fuehrer warten kann, sondern dass es an der Zeit war selbst furchtlos auf die Strasse zu gehen und fuer seine Ueberzeugung einstehen muss. Die Gruppen der Protestierenden wuchsen stetig und dass, trotz der sich steigernden Brutalitaet der Polizei. In dieser Zeit verloren viele Menschen ihr Leben, aber die Bewegung des Widerstands wuchs mit jedem Tag.
Man kann mit Recht sagen, dass die Grundideen des BCM entscheidend waren, um das Land fuer die Apartheits-Regierung unregierbar zu machen und auch die nun folgenden Jahre des Ausnahmezustands konnten den begonnen Aufstand der Massen der Schwarzen im Land nicht mehr stoppen.
Die in der Zeit nach Biko’s Tod entstandenden politischen Guppierungen und Vereinigungen sind so zahlreich, das sie fuer den Aussenstehenden fast unmoeglich machen den Ueberblick zu behalten. Ich habe mich deshalb entschlossen auf diesen Punkt hier nicht weiter einzugehen.
Ich hoffe, dass mit diesem Bericht etwas mehr Licht auf die Entwicklung des Widerstandes gegen die Apartheit geworfen wurde.
Denis - Januar 2009
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