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Das heilige Feuer in der Glaubensvorstellung der einheimischen Voelker

Bei der Vorstellung der verschiedenen Voelker war mehrmals die Rede vom heiligen Feuer oder Okuruwo als zentralem Element in der Glaubensvorstellung dieser Menschen. Wir moechten deshalb etwas naeher auf diesen Punkt eingehen. Ihr werdet sehen, dass wir es hier mit einem voellig anderen Glaubenskonzept zu tun haben als in den Religionen Europas und des Nahen Ostens. Waehrend die Religionen in der alten Welt sich alle durch feste Strukturen und Hierarchien sowie feste Plaetze der Verehrung charakterisieren lassen, fehlen diese Dinge bei den Voelkern des suedlichen Afrika. Religion ist in Europa immer an Kontrolle und Macht ueber die Glaeubigen gekoppelt und leider haben sich solche Strukturen im Laufe der Zeit immer mehr verselbstaendigt und die eigentlichen Glaubensvorstellung treten immer mehr in den Hintergrund.

Als nun diese beiden unterschiedlichen Welten des Denkens im suedlichen Afrika auf einander treffen kommt es zu grossem Unverstaendnis fuer die Vorstellung der Andersdenkenden. Es geht soweit, dass die Missionare und ersten Entdecker das Bild geben, dass die Menschen hier keine Religion haben und dass diese armen Heiden deshalb dringend der Missionierung beduerfen.

Die Vorstellungswelt der Schwarzen war im Bezug auf ein Leben nach dem Tode und dem Jenseits vor dem Eintreffen der Weissen nicht von Furcht gepraegt, sondern ein normaler Bestandteil des alltaeglichen Lebens. Erst mit dem Eintreffen der christlichen Missionare kommen Vorstellungen fuer Fegefeuer und ewige Verdammnis zu diesen Menschen. Aber da diese negativen Einfluesse sich nicht mehr rueckgaengig machen lassen, wollen wir uns hier lieber auf die wenigen erhaltenen Spuren der urspruenglichen Vorstellungswelt der Einheimischen konzentrieren. Es gibt leider nur sehr wenige Berichte ueber diese Dinge und desto juenger die Berichte, um so mehr sind die urspruenglichen Vorstellungen bereits durch Kontakte mit den Weissen beeinflusst. Es ist ein wenig wie Archaeologie, denn wir muessen versuchen aus den kleinen Teilen in den verschiedenen Berichten ein Bild zu rekonstruieren. Es ist dabei wichtig sich nicht von den eigenen Denkweisen oder Vorstellungen leiten zu lassen, denn sonst bringt man sofort eine Wertung in Dinge, die falsch sein können und man kommt zu falschen Schluessen. Die ersten Weissen haben Dinge gesehen und sie nicht verstanden haben. Die Berichte geben uns oft wertvolle Hinweise, enthalten aber im gleichen Moment jede Menge Wertung und Interpretation aus christlicher Sicht.

Feuer spielt eine zentrale Rolle in viele fruehen Religionen und man kann auch auf der christlichen Seite sehr schoen sehen, wie sich im Laufe der Zeit die Rolle des Feuers von der Form der goettlichen Erscheinung – ‚brennender Dornenbusch‘ oder ‚Feuersaeule‘ immer mehr zur negativen Seite bewegt, um endlich in der Form des ‚Fegefeuers‘ und ‚des ewigen Feuers der Hoelle zu enden‘. Im suedlichen Afrika hat sich die positive Seite des Feuers als Kommunikationsmittel zur Welt der Verstorbenen und als Verbindung zum Schoepfer der Welt ohne eine negative Seite erhalten. Das Feuer war nicht das Ziel der Verehrung, sondern immer nur ein Kommunikationsmittel zur Welt des Nichtsichtbaren. Das heilige Feuer wurde benutzt zum Heilen und zum Feiern. Es war fester Bestandteil besonderer wichtiger Ereignisse im Leben des Menschen – der Geburt, der Beschneidung, der Hochzeit und des Todes. Die Vorstellung vom Tod unterschied sich grundlegend von der christlichen Vorstellung, wenn ein Mensch stirbt, ist er immer noch anwesend in seinem Haus und er hat noch seine festen Aufgaben, die er ueber einen Zeitraum von zwei oder mehr Generationen zu erfuellen hat. Sein Name wird regelmaessig benutzt, um ihn um Rat und Unterstuetzung zu fragen. Das Feuer erlaubt jedem Menschen mit seinen verstorbenen Vorfahren zu kommunizieren. Die aelteste lebende Person muss nach dem Feuer sehen und ist verantwortlich es nicht ausgehen zu lassen. Es gibt einige Berichte, die diese Rolle der aeltesten Frau des Clans zuschreiben und andere, meist juengere Berichte verschieben diese Funktion zum Anfuehrer der Gruppe. Es findet eine Verschiebung zwischen den Geschlechtern statt.

Diese Verschiebung kann auf eine Missinterpretation der Weissen Beobachter zurueckgehen, oder sie kann wirklich als Ergebniss der Kontakte mit der Welt der Weissen zurueckgehen. Die Welt der ersten Weissen war klar durch die maennliche Fuehrung dominiert.

Das heilige Feuer wir mit dem Namen der Person die nach dem Feuer zu sehen hatte und juengst verstorben ist, angesprochen. Dieser Name wird benutzt um durch das Feuer Kontakt mit den Vorfahren aufzunehmen. Der Name des Hueters des Feuers bildet mit der Kette der Namen der verstorbenen Hueter des Feuers die Verbindung zu Makuru oder Gott, mit dem die Geschichte der Menschen begann. Durch das Feuer und die ununterbrochene Kette der Vorfahren und Makuru kann der Segen zu den Lebenden gelangen.

Eine andere Aufgabe des heiligen Feuers war sehr viel irdischer in das alltaegliche Leben der Menschen eingebunden. Wenn die Jaeger mit einer sehr grossen Beute von der Jagd zurueckgekehrt waren, wurde sie ueber dem heilgen Feuer gekocht, um den Erfolg der Jagd zu feiern. Das Kochen wurde durch die Aeltesten des Stammes vorgenommen. Das Feuer wurde zu diesem Zweck von der ‚grossen Frau‘ in Form von brennenden Kohlen zum Platz unter dem grossen Baum in der Mitte der kleinen Gruppe von Huetten gebracht und neu entfacht. Sie hatte das eigentliche heilige Feuer in ihrer Huette und sah nach dem Feuer. Alle anderen Feuer im Dorf wurden nur mit einer brennenden Kohle des heiligen Feuers neu entfacht. Auf diese Weise brannte das heilige Feuer in allen Huetten und erlaubte jedem direkten Kontakt mit dem Geistern der Vorfahren. Der Kontakt mit den Geistern war keine spezielle Aufgabe fuer die ‚grosse Frau‘ oder den Anfuehrer.

Falls die Jaeger mit keiner oder nur einer sehr kleinen Beute zurueckkehrten wurde untersucht, ob jemand dem heiligen Feuer nicht den noetigen Respekt gezeigt hatte oder ein anderes Tabu gebrochen hatte. Es konnte sein, dass jemand zu schnell in der Gegenwart des heiligen Feuers gegessen hatte oder sein Messer zum schneiden des Fleisches falsch benutzt hatte. In solchen Faellen musste die grosse Frau oder der Anfuehrer mit Hilfe des heiligen Feuers und den Geistern der Vorfahren ergruenden, was getan werden muss um weiteres Unheil zu vermeiden. Es konnte sein, dass in besonderen Faellen das heilige Feuer geloescht werden musste und ein neues heiliges Feuer entzuendet wurde.

Um ein neues heiliges Feuer zu entzuenden mussten alle Mitglieder des Dorfes, dieses verlassen und nur der Hueter des Feuers und seinem Helfer waren erlaubt die Zeremonie durchzufuehren. Es war nicht mit dem Entzuenden des Feuers getan, es wurden besondere Wurzeln in das Feuer geworfen und die Entzuender des Feuers rauchten eine Pfeife mit besonderen Kraeutern gefuellt. Der Rauch wurde dann im Dorf verteilt, um sicherzustellen, dass alle boesen Dinge wirklich vertrieben waren.

Der Name fuer das heilige Feuer wechselte in den verschiedenen Voelkern, so wurde es bei den Damara als ‚Rotes Feuer’ bezeichnet. Und bei ihnen war es verboten mit dem Finger auf das Feuer zu zeigen.
Es ist recht klar, dass jedes Volk oder sogar jeder Stamm seine eigenen Regeln und Tabus entwickelt hat, wenn es zum Umgang mit dem heiligen Feuer kam. Die Grundvorstellungen sind universell im suedlichen Afrika bei allen Voelkern, die das Symbol des heiligen Feuers verehrt haben.

Wr hoffen euch hat dieser kleine Ausflug in die Gedanken- und Vorstellungswelt der einheimischen Voelker gefallen und es ware schoen von euch zu hoeren, wie ihr solche Berichte findet.

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