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Namibia Reisenotizen

Denis hatte im Newsletter einen Reisebericht angekündigt und mich damit in Zugzwang gebracht. Aber was soll das SA - Forum mit meinem Reisebericht?
Da wo viele Experten und reiseerfahrene Kenner des südlichen Afrikas sich tummeln? Für mich war es die erste Reise nach Namibia und damit ins südliche Afrika.

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Die Idee zu dieser Reise wurde im Winter der Schweizer Berge geboren. Wir träumten von der afrikanischen Wüste und landeten im afrikanischen Winter.
Der Bruder meiner Cousine ist nach Südafrika ausgewandert und der Großvater meines Mannes forschte in Südafrika und Namibia. Heute leben noch Verwandte in Südafrika. Der Wunsch selbst dorthin zu reisen lag in der Luft.

Warum ist die Idee zu dieser Reise nicht früher geboren?

Namibia erschien mir durch seine dauerkolonialistische Vergangenheit und die kurze Unabhängigkeit noch immer sehr weissgewaschen und europäisch.
Dieser Eindruck bestätigte sich in Windhoek und Swakobmund, das ein holländisches Städtchen an der Nordsee sein könnte.
Sogar der Nebel und die Kälte sind echt. Aber auch die netten Cafes, der Apfelkuchen mit Schlagsahne und der aufgebrühte Bohnenkaffee!

Swakopmund - Cafe Hansa
Swakopmund - Cafe Hansa

Wo bleibt Afrika?

Ein Bekannter reagierte auf meine Reisepläne mit Entsetzen. "Warum tust du dir das an? Das könnte ich nicht, nach Afrika reisen, um da Ferien zu machen. In mitten von Hunger, Elend und Krankheiten."
Diese Eindrücke habe ich nicht erwartet aber auch nicht gefunden!
Über die Natur, ihre Pflanzen und Tierwelt kamen noch erstaunlichere Ansichten zum Vorschein.

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Afrika, das sind Urwälder, Dattelpalmen mit Affen ,oder die unendlichen Sandwüsten der Sahara. Fehlte nur noch ,dass die Einwohner in Baströckchen rumlaufen!

Wir verwechseln noch immer den Kontinent mit einem Land. Unsere Bilder sind von Bilderbüchern und Missionarsgeschichten geprägt. Und das tatsächliche Wissen über den schwarzen Kontinent ist ein weisser Fleck.

Übers Internet, das effizienteste Medium sich Informationen und Bilder zu holen, müssten diese Lücken leicht zu schließen sein.

Warum also dieser Wunsch selbst in ein Land zu reisen, es zu er-fahren?

Abenteuerlust? Das Abenteuer des Reisens ist längst gut organisiertem Reisen gewichen. Aus vielen nachvollziehbaren Gründen.

Namibia lässt sich als Individualtourist, so wie ich es gewohnt bin, schlecht bereisen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man seine Ziele kaum. Kleine Hotels und Pensionen existieren nicht. Oft fährt man den ganzen Tag ohne menschliche Behausungen anzutreffen. Namibia erscheint einem menschenleer. Das Land ist in riesige Farmen und Nationalparks aufgeteilt und man bucht die Übernachtungen und Zeltplätze schon weit im Voraus.

Auch ich hatte nur zwei Wochen Ferien und wollte möglichst viel sehen. Eine Art Inhaltsverzeichnisreise, um eventuell mit klareren Vorstellungen wieder zu kommen und mir für einzelne Regionen mehr Zeit zu lassen. So habe ich das Land von Süd nach Nord in vielen - fast 4000 Kilometern – er-fahren . Weiss nun wie schnurgerade die Pads über Stunden laufen können. Wie hügelig trotz allem die Pisten sind, und wie plötzlich Berge aus dem Nichts auftauchen, als seien sie eine Kulisse für irgend einen Film. Die weltberühmten Sanddünen, tiefe Canyons mit felsiger karger Landschaft wechseln mit weiten Grassteppen. Lebensfeindliche Gegenden ohne erkennbare Wildbestände gehen über in die Weiten der Etoshapfanne mit ihren großen Wildtierherden. Selbst die Palmoase haben wir bei den Epupafalls an der angolanischen Grenze gefunden.

Sanddünen
Berge
Epupafalls
Epupafalls
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Wer sind nun die Namibier?

Auf den ersten Blick hatte ich den Eindruck das schwarze Namibia ist weiß. Die schwarze Bevölkerung kam im Alltag nur als Personal im Hotel und im Einkaufszentrum vor. In Windhoek sah man einzelne Hererofrauen mit ihren langen Röcken und auffälligen Hüten, neben halb nackten rotbraunen Himbafrauen, beide oft vor Souvenierständen, wo diese Exotik verkaufsfördernd wirkt. Gesprochen wurde hauptsächlich Deutsch, Holländisch und Afrikaans. Auch da kein Gefühl von Fremdheit.

Souvenirstand Windhoek
Souvenirstand in Windhoek

Auf der Reise kamen wir mit der Bevölkerung fast gar nicht in Kontakt.
Das interessanteste Völkergemisch beobachtete ich an einer Tankstelle in Opuwo. Diese Tankstellen sind die modernen Karawansereien. Alles was ein Reisender braucht, wird er hier finden. Zuerst natürlich das Benzin, dann aber auch die großen Wasserkannister, die für die Einheimischen auch leer ein begehrtes Gut sind. Ein Supermarkt mit frischen Lebensmitteln, der vielmehr einem deutschen Aldi ähnelt als einem bunten orientalischen Markt. Die Kassiererin zählt träge das Geld und lässt sich überhaupt nicht drängen, auch wenn eine lange Schlange wartet. Auch die Wartenden sind auffällig ruhig und geduldig. Am Ausgang dann eine Sicherheitskontrolle, der Einkauf wird anhand des Kassenbons von einem Beamten mit Schlagstock kontrolliert!
Danach organisieren wir uns für den Geldumtausch in der Bank, denn auch der erfordert langes Warten und Geduld. Einige von uns machen sich auf die Suche nach dem Internetcafe, hier sind die erhofften Mails wichtiger als der Kaffee. Das Internet hat so seine Tücken und einige Seiten konnten wegen ausländischer Werbung nicht aufgerufen werden. Aber schlussendlich klappt es. Die am Truck Zurückgebliebenen, sind mittlerweile von einer Traube Händlerinnen umringt. Hier bilden Hereros, Himbas, einige Frauen aus Angola und neugierige Beamte ein buntes Gemisch. Endlich werden unsere Fragen auch in landestypische Sprachen übersetzt, denn hier kommen wir mit Deutsch und Englisch nicht mehr weiter.

Angolanische Händlerin
Angolanische Händlerin
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Was bleibt von dieser Reise?

Eindrücke einer großartigen Landschaft, die ich nicht in einer solchen Vielfalt erwartet hatte. Vor allem durch die vielen Camps ein ganz intensives Naturerlebnis. Fast jede Nacht neue Haus(Zelt) Tiere. Schon am ersten Abend grunzte ein Stachelschwein vor und hinter unserem Zelt. Die Angst, dass so ein Vieh unsere Schuhe, die vor dem Zelt standen, annagt oder verschleppt. Die nächste Nacht war es dann eine kleine Maus, die sich durch den Rucksack bis zu meiner Traubennussschokolade durchnagte. Hyänen, Schakale und auch die Klippschliefer machten unheimliche Laute in der Nacht, so dass man sich doch zweimal überlegt, ob man tatsächlich aufs Klo muss. Denn man schält sich ja nicht so eben aus dem Schlafsack in die dunkle, unheimliche Nacht, wenn es nicht wirklich nötig ist.
Unsere kleine Reisegruppe war sehr nett, obwohl wir so unterschiedlich waren. Meine Cousine und ich waren die Großmütter, fühlten uns aber nicht so. Unsere alten Tramper- und Pfadfinderfähigkeiten waren gefragt. Jeden Tag Zelte auf und abbauen. Für die ganze Mannschaft kochen und abwaschen. Und am Abend die gemütlichen Stunden am Lagerfeuer, wo diskutiert und philosophiert wurde.

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Canyon

Die gebuchte "internationale Reisegruppe" bestand aus uns beiden Schweizerinnen, einer Italienerin sowie dem südafrikanischen Guide, alle anderen waren Deutsche. Wie wohl die meisten Reisegruppen aus Deutschland, Holland und der Schweiz kommen.

Namibia ist Afrika für Einsteiger in jeder Beziehung. Man fühlt sich schnell Zuhause in einem fremden Land. große Risiken geht man nicht ein und kann seine Essgewohnheiten beibehalten - wenn man will. Denn es gibt in Namibia sogar Sauerkraut mit Eisbein und deutsches Bier! Darum kann man da auch hinfahren.

Ganz anders als nach Hawaii.......!

Namibia war ein neues Puzzleteil zu meinem Afrikabild und ich hoffe, noch einige hinzufügen zu können.

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Autor: Feierabend-Mitglied

Seitengestaltung - Renate "piadora2010"

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