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Heute wollen wir euch den sehr schönen Reisebericht von Gretl, einer Freundin unserer Gruppe vorstellen - wir hoffen sie bald auch als Mitglied in der Gruppe begrüßen zu können


Meine ganz persönlichen Reiseerinnerungen von meiner Reise nach Afrika im Jahre 2000 !

Im Jahre 2000 hat sich unser reisewütiger Pfarrer einen besonderen Event ausgedacht. Es sollte in diesem besonderen Jahr Afrika sein. Wir, d.h. viele meiner Freundinnen, waren hell begeistert, denn keiner von uns hatte je einen Fuß dahin gebracht. Nun war es an der Zeit, meinem Mann dies darzulegen und ihn evtl. zu motivieren, einfach mitzukommen. Aber weit gefehlt, er wollte nicht in ein Land fahren, das wir früher ausgebeutet haben und jetzt als Wohlstandstourist herumfahren. Aber er ließ mich trotz aller Bedenken, die er hatte, mitfahren und ich freute mich wie ein Schneekönig und heute schaue ich dankbar zurück, dass ich dieses Land erleben durfte!

So flogen wir am 15.9.2000 mit einer netten Reisegruppe Richtung Afrika. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind, das sich auf Weihnachten freut und war gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet. Wir flogen also erst nach Johannesburg und ohne diese Stadt näher in Augenschein zu nehmen, ging es gleich weiter mit dem Bus nach Pretoria zu einer Stadtrundfahrt. Die Jacaranda-Bäume mit ihrem zart-violetten Schleier stehen mir noch immer glasklar vor meinen Augen. Natürlich standen jetzt einige Besichtigungen auf dem Programm, über die ich mich nur mühsam freuen konnte, denn ich war eigentlich müde von dem langen Flug. An das Paul Krüger Haus kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war recht wohnlich eingerichtet und mein Blick fiel auf ein frisch bezogenes weißes Bett und ich hatte nur noch den Wunsch, mich da hineinzulegen und mich von dem langen Flug auszuruhen. Aber weit gefehlt, wir mussten die geplanten Besichtigungen weiter über uns ergehen lassen und fuhren durch das schwarze Township Mamelodi und lernten somit vom Bus aus die „andere“ Seite Pretorias kennen. Danach ging es ins Hotel und nach diesem ereignisreichen Tag und den neuen Eindrücken hatte ich überhaupt keine Einschlafprobleme.

Jacaranda
Jacaranda mimosifolia- Photographer "Schwertlilie"

Zum Frühstück gab es u.a. „Sunshine-Eggs“ von einem über das Gesicht strahlenden Koch, der sie mit großer Freude für uns gebraten hat. Man musste ihn einfach gern haben, diesen Strahlemann.

Koch
Photographer "Schwertlilie"

Nach dem Frühstück waren wir natürlich auch wieder vollgepackt mit Programm. So fuhren wir ins Landesinnere von Südafrika und besuchten das drittgrößte Wildreservat Südafrikas, Pilanesberg. Im riesigen Krater eines ehemaligen Vulkans sind die „big five“ Elefanten, Löwen, Leoparden, Büffel und Nashörner beheimatet, aber auch viele Antilopen, Nilpferde, Zebras, Giraffen und seltene Wildhunde. Leider habe ich in der Zeit in Afrika keinen einzigen Löwen gesehen, was ich sehr bedauert habe. Vielleicht hatten sie aber auch „Angst“ vor mir. Aber Afrika ohne einen einzigen Löwen, ich konnte es nicht fassen.

Am Nachmittag ging es dann zu einer Pirschfahrt im offenen Auto und zum Abschluß gab es einen Busch-Braai, ein Abendessen mit Fleisch vom Grill in der Boma im Busch unter dem afrikanischen Sternenhimmel. Ein sagenhaft tolles Erlebnis, das ich noch glasklar in Erinnerung habe.

Mutter mit Kind
Photographer "Schwertlilie"

Am nächsten Tag stand zunächst nach einem ausgiebigen Frühstück erst einmal ein Gottesdienst an. So viel Freude und so viele frohe Stimmen und fröhliche Lieder habe ich in unserer Gemeinde noch nie hintereinander gehört und als dann der Pfarrer mit strahlenden dunklen Augen durch seine Kirchenbesucher sauste und freudig den Friedensgruß mit Handschlag übermittelte, da war ich dann hin und weg von der ganzen Atmosphäre und dieser echten Herzlichkeit. Das werde ich nie vergessen. In einer Bank hinter mir saß eine junge und sehr freundliche Afrikanerin mit 6 kleinen Kindern in allen Altersstufen, die mich genauso anstrahlten und ich fragte die Frau, ob das alles ihre Kinder seien. Not, my childrens ! sagte sie und lachte mich an !!! Solche kleinen persönlichen Begegnungen finde ich immer besonders schön und sie bleiben lange in meiner Erinnerung!

Mädchen
Photographer "Schwertlilie"

Nach diesem Gottesdienst fuhren wir dann weiter in Richtung Drakensberge. Unterwegs berichtete unsere Reiseleiterin, wer in Afrika gegen wen und wann und warum gekämpft hat. Nach einer halben Stunde schon schliefen die ersten ein und es dauerte nicht lange, dann schliefen schon alle. Nur ich nicht, denn ich wollte die schöne Gegend genießen und alles in mich aufnehmen, was ich vor meine Augen bekam.

Nun waren wir also in den Drakensbergen und hatten Spaziergänge und Wanderungen geplant, jeder Schwierigkeitsgrad war da möglich, so wurde es verkündet und ich freute mich darauf, die Gegend zu erkunden. Stattdessen goß es in Strömen bei unserer Ankunft und es hörte bis zu unserer Weiterfahrt auch nicht mehr auf. War das Afrika, auf das ich mich so freute? Regen, nichts wie Regen, das konnte doch nicht wahr sein! Ein Glück, dass ich weitsichtig auch einen Pulli und eine Regenjacke dabei hatte und so konnte ich ein klein wenig an die frische Luft gehen. Ansonsten traf man sich in der Hotelhalle und trank heißen Tee, damit wir nicht gar so frieren. Und das in Afrika, ich konnte es nicht glauben, wahr ich so naiv, dass ich glaubte, hier scheint immer nur die Sonne? Das gute an der ganzen Situation war, dass man sich einmal mit jedem in aller Ruhe unterhalten konnte und plötzlich ganz nette Seiten an dem einen oder anderen Mitfahrer entdeckte und deswegen habe ich es heute eher in positiver Erinnerung!!!

Auch diese Zeit ging vorbei und auf dem Reiseplan stand jetzt die Stadt Durban am Indischen Ozean, die wir besuchen wollten. Den Blick auf das weite große Meer werde ich nicht vergessen! Wir machten natürlich eine Stadtrundfahrt und interessierten uns für das Treiben des Indischen Marktes. Den Geruch der Gewürze habe ich heute noch in der Nase und jeder Händler hat mit einem großen Eifer seine Produkte angeboten. Anschließend fuhren wir zur Missionsstation Mariannhill am Rande von Durban. Wir hatten eine Führung durch die Mission, bei der die Kathedrale und die Kreuzgänge besichtigt wurden und die verschiedensten Aktivitäten der Mission, wie Werkstätten zur Ausbildung von Jugendlichen aus der Region. Hier wurden wir erstmals mit Aidswaisen konfrontiert und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so traurige Kindergesichter gesehen wie in diesem Waisenhaus. Das tat doch weh. Ob das Aidsproblem jemals in Afrika in den Griff zu bekommen ist, das mag ich inzwischen bezweifeln. So viel Elend wäre eigentlich zu verhindern!

Für uns hieß es dennoch Abschied nehmen, denn wir flogen von Durban nach Port Elizabeth. Das war wieder eine andere Welt und landschaftlich sehr reizvoll und wir fuhren in den Addo Elefantenpark, dem Refugium einer 200-köpfigen Elefantenherde, vieler Büffel und Antilopen. Direkt am Camp gab es ein Wasserloch, das viele Elefanten zum Trinken und Baden aufgesucht haben. So gingen viele Elefanten an meinem Zimmerfenster vorbei oder man konnte sie beobachten, wenn wir beim Frühstück saßen. Einfach schön, so dicht Elefanten zu sehen.

Elefanten
Elefanten Photographer "Schwertlilie"

Nach diesen nachhaltigen Eindrücken fuhren wir zu unserem nächsten Ziel, dem Tsitsikamma Nationalpark mit malerischer Felsküste und der Brandung des Indischen Ozeans, ein unvergessliches Landschaftsbild! Wir spazierten durch den ursprünglichen Küstenwald mit seinen Baumriesen und meterhohen Farnen zur Hängebrücke über den Storms River. Diese Hängebrücke war eine wackelige Angelegenheit und ich war heilfroh, dass auch irgendwann einmal das Ende dieser Brücke in Sicht war. Heute kann ich darüber schmunzeln.

Danach ging es über die berühmte Gartenroute nach Knysna. Das war hier Erholung pur, Strand, Sonne und Meer, eine Wohltat für Körper, Geist und Seele und eine schöne Erholungspause, die wir dringend benötigten!

Zug
Photographer "Schwertlilie"

Am nächsten Tag ging es mit einem alten Dampfzug von Knysna nach George. Wir waren eine muntere Gesellschaft und nach der Durchfahrt durch den Tunnel hat jeder nach seiner Geldbörse gegriffen und gejubelt, dass sie noch da ist! Es war schön, dass wir ein paar junge Männer in unserer Gruppe hatten, die immer ein wenig Frohsinn verbreiteten. Danach ging es mit dem Reisebus zur Straußenfarm nach Oudtshoorn. Diese Riesenvögel waren beeindruckend schön und ich hatte Mühe, mein Straußenfleisch beim Mittagessen als schmackhaft zu bezeichnen.

Bild

Strausse

Danach fuhren wir weiter auf der Gartenroute über Mosselbay, wo Bartholomaeus Diaz einst als erster Europäer im südlichen Afrika angelegt hat und durchfuhren das alte Siedlerstädtchen Swellendamm und dann weiter bis nach Kapstadt.

Kapstadt war für mich die beeindruckendste Stadt auf der ganzen Fahrt. Ich war überwältigt, hier angekommen zu sein. Ich kann es heute noch nicht in Worte fassen, was ich da empfunden habe. Vor allen Dingen jedoch Dankbarkeit, dass ich dies alles sehen durfte. Natürlich fuhren nach einer Stadtrundfahrt gleich hinauf zum Tafelberg und genossen den Blick von oben auf die Stadt. Einfach toll und wunderbar, mehr kann ich heute immer noch nicht dazu sagen. Man muß es einfach erlebt haben. Nur die Klippspringer haben sich aus alledem nichts gemacht. Sie schliefen seelenruhig in der Sonne und den Blick nach Kapstadt kannten sie wohl auch schon zur Genüge. Für mich aber war der Blick nach Kapstadt runter eine enorme Bereicherung und ein tolles Erlebnis, für das ich heute noch sehr dankbar bin,

Natürlich haben wir mit der Gruppe auch zu Fuß Kapstadt erkundet und das schöne Ambiente an der Waterfront in uns aufgesogen. Das aller Beeindruckendste war für mich aber die untergehende Sonne, so groß, so schön und so dunkelgelb, wie ich dies so noch nie gesehen habe. Solche warmen Farben sind einfach wohltuend und ich werde diese Eindrücke niemals vergessen. Nirgendwo scheint die Sonne so groß und so wunderschön wie in Afrika !!!

Wir fuhren auch zum Kap der Guten Hoffnung, genauso beeindruckend schön und man kann es fast nicht begreifen, dass man dort steht wo man gerade steht! Einfach gewaltig!

Am vorletzten Tag unserer schönen Reise haben wir noch die historischen Weingüter besucht und eine Weinprobe genommen. Wir waren in der zweitältesten Stadt Südafrikas – Stellenbosch - angekommen. Danach ging es dann wieder nach Kapstadt zurück und am nächsten Morgen flogen wir nach Frankfurt.

Natürlich haben wir auch das Gefängnis gesehen, in dem Nelson Mandela lange eingesperrt war und das Haus von dem berühmten Chirurgen Barnard, das erwähne ich aber nur nebenbei. Und die vielen Kriege die hier in diesem Land geführt wurden interessierten mich auch nur am Rande und wer will, kann das alles nachlesen.

Erwähnen möchte ich aber noch die ungezwungene Fröhlichkeit der Kinder, wenn sie unserem Reisebus nachgewunken haben und aus ihren armseligen Hütten kamen.

Da fiel mir nur noch der Satz von Rudolf Lenz ein:
Ich habe die Armut nicht gespürt, weil ich den Reichtum nicht kannte.

Das waren meine Gedanken, Gefühle und Erinnerungen an Afrika.

Ich bin sehr dankbar, dass ich bei Feierabend dies alles einmal niederschreiben konnte und vielleicht hat der eine oder andere auch noch Freude daran, dies zu lesen. Dann hätte sich meine Mühe gelohnt.

Autor: ehemaliges Mitglied

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