Reisebericht von Trautel
Höhlen, Bergbahn und die Slums von Mumbai
Die Hochsaison in Goa ist vorbei und Inlandsflüge sind jetzt wieder billiger. Mich packte mal wieder die Reiselust, oder war es die Neugierde?

Also buchte ich im Reisebüro Flüge und im Internet Hotels. Der erste Flug ging von Goa nach Bombai.
Nach 6 Stunden ging‘s weiter nach Aurangabad. Am Flugplatz wurde ich vom Reiseleiter des Hotels abgeholte und nach einer Stunde Fahrt waren wir in dem kleinen Ort Ellora. Das Besondere an diesem Ort sind 34 Höhlen, die von 3 verschiedenen Religionen erbaut wurden, die buddhistische sind von 500 n. Chr., die hinduistische 600 n. Chr. und die Jain 800 n.Chr.

Unfassbar, wie man in der damaligen Zeit so große Höhlen in den Basalt ( hartes Gestein ) hauen konnte. Teilweise sind sie 3 Stockwerke hoch, dann wieder riesige Hallen, große Buddhas mit Gefolge oder hinduistische Götter aus dem Stein gemeißelt. Alle Wände und Säulen sind reich verziert mit feinen Steinmetzarbeiten. Leider wurde von den moslemischen Bilderschändern viel zerstört.

Ich hatte mir 2 Tage für die Höhlen eingeplant und die brauchte ich auch. Erbaut wurden die ersten Höhlen für reisende buddhistische Mönche. Später wurde daraus ein außerordentlich, beeindruckendes Monument des Glaubens. Das Größte aber ist der Kailash Tempel. Keine Höhle, sondern ein atemberaubender Bau der aus dem Fels geschlagen wurde. 100 Jahre wurde an dem Tempel gebaut und man schlug eine viertel Million Tonnen Felsgestein heraus. Er sollte eine Nachbildung der Wohnstadt Shivas sein, der Berg Kailash.

Der Tempel und ein 29 Meter hoher Pyramidenturm stehen auf einer Plattform, die von steinernen Elefanten getragen wird. Flachreliefs erzählen Geschichten aus der hinduistischen Religion. An einigen Stellen kann man noch Farbe erkennen mit der der ganze Tempel einst verziert wurde.

Ich wunderte mich sehr, dass hier nur sehr wenig ausländische Touristen waren. Man war oft ganz allein in den Höhlen und konnte sich alles mit Ruhe ansehen. Nur ab und zu kamen Horden von indischen Schulkindern. Aber alle sehr freundlich und brav. Wer sich traute, fragte mich ob er fotografieren darf. So kam ich auf unzählige Foto-Handys. Aber auch Erwachsene waren ganz stolz mich auf einem Foto zu haben.

Am 3 Tag mietete ich mir ein Taxi und fuhr nach Ajanta, etwa 100 Km weiter. Eine sehr ländliche Gegend, mit viel Baumwollfeldern und großen Spinnereien.

Auch dort gibt es Höhlen, die aus eine senkrechte Felswand gegraben waren.

Bemerkenswert sind die gut erhaltenen Gemälde, sie zeigen Straßenszenen, Schlachten und Erzählungen, und auch hier feinste Steinmetzarbeiten.

Die Höhlen wurden erst 1819 entdeckt und blieben somit vor den muslimischen Bilderschändern verschont. Für ältere Menschen ist es nicht ganz einfach die Höhlen zu erreichen, in der glatten Felswand sind viele unebenen Stufen auf und ab zu steigen und die Sonne brennt. Aber ich bin doch in Indien, da gibt es für alles eine Lösung. 4 starke Männer trugen uns mit einer Sänfte den Berg hinauf und oben von Höhle zu Höhle. Ich kam mir vor wie ein Maharadscha......

In kleinen Dorf Ellora sah ich mir dann die heutigen Tempel an. Überall geht man zuerst durch lange Verkaufsstände ehe man die Tempel erreicht.
Neu erbauter Tempel

Noch ein "neuer" Tempel
Eine Besonderheit hier ist, dass sich Männer nicht nur die Schuhe sondern auch das Hemd ausziehen müssen ehe sie das Heiligtum betreten.
Vor den Häusern wird sauber gekehrt, dafür liegt im Straßenrand der Müll, wie überall in Indien.

Da die Flüge nach Goa immer über Mumbai ( das frühere Bombai )gehen, plante ich gleich noch 4 Tage für Mumbai ein. Ich fuhr mit einem Expresszug nach Neral und von dort mit einer Schmalspurbahn in die Berge.

In der Mitte der Fahrt gab es einen Stopp ( es war Mittag ). Die Station hieß „Wasser und Brot „, tatsächlich gab es Zitronenwasser und Brötchen zu kaufen.
Genau 281 Kurven durch eine wunderbare Bergwelt ging es anschließend weiter.

Gebaut wurde auch diese Bahn von den Engländern, die sich im 800 Meter hohen Matheran erholten. Sie entflohen der Hitze von Mumbai. Noch heute dürfen hier keine Autos und Motorräder fahren. Man kann sich mit Pferden, oder mit Menschen gezogenen Rikschas befördern lassen.

Pferdetransport in Matheran.
Die Rückfahrt am nächsten Tag klappte nicht so gut. Ein Schaffner kontrollierte die Fahrkarte ( war wohl noch nicht ganz wach ) und setzte mich in den falschen Zug. Dieser fuhr eine Station und Schluss war. Ich stand Mitten in der Wildnis, es gab nur ein kleines Schaffnerhäuschen. Ich musste den guten Mann ewig bequatschen, ehe er mir glaubte, dass ich in den verkehrten Zug eingestiegen war.
Aussicht während der Bahnfahrt.
Es dauerte eine Stunde ehe mein richtiger Zug kam und dann noch mal eine Stunde ehe er endlich abfuhr. Aber was ist schon Zeit in Indien! In Neral ging es mit dem Vorstadtzug weiter nach Mumbai.

Ohne Übertreibung ist das die überfüllteste Bahn der Welt. Trotzdem sind alle Leute freundlich, baumeln waghalsig an offenen Türen oder sitzen auf dem Dach. Die Bahn befördert über 900 Millionen Menschen im Jahr.

Eine Schiffsfahrt zu der Elefanten Insel stellte sich als Touristennepp raus. Als ich schon 3 Mal irgendwelchen Eintritt bezahlt hatte, endlose Treppen hinauf gestiegen war, wollten sie noch mal einen enormen Eintritt; nein dann halt nicht.
Am letzten Tag in Mumbai machte ich einen Ausflug in die Slums. Auf 2,2 Quadrat-Kilometer leben über 1 Million Menschen.
Gasse in den Slums
hier wird gebaken
Mit einem Führer lief ich durch die engen schmutzigen Gassen, winzige, heruntergekommenen Hütten und Wellblechunterkünfte.
Gleichzeitig sind in den Slums aber auch eine Ansammlung von 15 000 Mini- Fabriken.
Jung und Alt sammeln Abfall in der ganzen Stadt, dieser wird hier recycelt. Plastik, Papier, Metall, sogar Seifenreste aus den Hotels werden hier aufgearbeitet.

3 junge Männer stellen Kinderhemden her, Monatslohn 100€.

Tontöpfe werden hergestellt, der Lehm für die Tonware wird mit den Beinen weich gestampft.
beim Töpfern

Der Lehm wird mit den Füssen bearbeitet, damit
er geschmeidig wird.
Alte Maschinen, Fernseher, Telefone werden repariert oder ausgeschlachtet
Jetzt will die Regierung die Slums verschwinden lassen, mit dem Versprechen: „Es wird alles besser“. Die Bewohner sollen in Hochhäuser ziehen, die Menschen weigern sich, wo sollen sie dann arbeiten und mit was die Miete bezahlen??
Ich denke auch man sollte lieber die Slums sanieren und den Menschen die Arbeit lassen.

Jetzt bin ich wieder in Goa und werde die letzten Wochen Sonne und Meer genießen
Eure Trautel
Hallo Trautel, ist wieder ein toller Bericht und wieder haben wir etwas Neues gesehen und erfahren. Danke.
Wir wünschen dir noch viel, viel Sonne und einen schönen Resturlaub.
Gruß Uschi
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