Lufthansa, Goa und Khajuraho.
Ich weiß nicht, waren es die indischen Fluggeister, oder einfach nur Pech. Auf jeden Fall streikte zuerst die Deutsche Bundesbahn und am Abreisetag dann auch noch die Lufthansa.
In einem Mail wurde mir mitgeteilt, dass der Flug nach Goa gestrichen wurde,und ich mich telefonisch melden sollte. Was an so einem Streiktag natürlich unmöglich war. Erst am Abflug-Tag, morgens um 4 Uhr, bekam ich telefonische Verbindung und die magere Auskunft, wir sollen zum Flughafen kommen. Dort wurde ich samt Gepäck von einem zum anderen Schalter gescheucht und dazu noch sehr unfreundlich bedient.
Nachmittags wurden wir in ein Kurzstreckenflugzeug verfrachtet, mit engen Sitzen und zwei völlig überforderten Stewardessen. Nach 8 Stunden Flug und noch mal 8 Stunden Aufenthalt in Pune (Indien),flogen wir weiter und sind ziemlich kaputt und müde in Goa auf dem Flugplatz angekommen.
Wie immer wurden wir freundlich von unserer Gast-Familie empfangen. Bei 30 Grad Wärme und gutem Essen erholt man sich hier schnell.
Nach meiner Herz-OP sollte ich mich schonen und nicht anstrengen, aber meine Reiselust und Neugier waren stärker. Mitte November saß ich also wieder im Flieger nach Varanasi und von dort ging es mit dem Nachtzug weiter nach Khajuraho.

In Indien Zug fahren ist nicht ganz einfach. Gebucht werden muss mindestens 3 Wochen vorher. Ich hatte eine Fahrkarte für einen Schlafwagen 2. Klasse (1.Klasse gab es nicht in diesem Zug)
Die Bahnhöfe sind voll wartender Menschen, kein Auskunfts-Personal, Sitzmöglichkeit - Fehlanzeige.
In diesem Tummult seinen Abteil und seinen Platz zu finden ist schon eine Kunst. Meist ist man mit anderen Touristen im Abteil. Inder fahren fast immer in den übervollen Sitzabteilen. Es gibt saubere Bettlaken und Kopfkissen, aber die Liegen sind etwas kurz für uns Nicht-Inder.
Die Toiletten hatten kein Wasser und der Zug ratterte laut, hupte und stand sehr oft. Dafür ist die Zugreise sehr billig und Verspätungen ganz normal.
Ich kam morgens in Khajuraho an, brrr... war es da kalt!!!

Das kleine Dorf besteht aus einer staubigen, verkehrsarmen Straße. Es gibt unzählige Hotels, Gästehäuser, Restaurants (nur vegetarische Kost) und Souvenirläden. Samstags ist an der Straße entlang ein einfacher Markt.

Nach Khajuraho kommt man aber der prachtvollen Tempel wegen. Sie sind 900-1200 n Chr. entstanden, ca. 10-12 Jh verlasen und 1838 wiederentdeckt worden.
Heute sind sie UNESCO Kulturerbe und dürfen auf keiner Indien-Rundreise fehlen. Reisegruppen werden von ihren Reiseleitern mit Zahlen und Geschichten zu getextet und schnell zum nächsten Tempel weiter geführt.

Ich aber hatte Zeit und konnte mir die 7 Tempel, die in einem gepflegten Park stehen, in aller Ruhe ansehen.
Als Engländer, die vom Dschungel überwucherten Tempel fanden, waren sie entsetzt. In der wunderbaren Steinmetzarbeit fanden sie Skulpturen in unsittlichen Stellungen. Was war Sinn und Zweck dieser erotischen Götterverehrung?

Man nimmt heute an, dass man damit die Götter unterhalten wollte und ihren Zorn zerstreuen und damit den Tempel und die Menschen vor Naturkatastrophen zu schützen.

Es ist erstaunlich welche Kunstfertigkeit diese Figuren besitzen. Sie sind aus weichem Sandstein gefertigt, haben aber Jahre und Witterungseinflüsse gut überstanden. Da gibt es Jagdszenen, Kriegsszenen und immer wieder Tänzerinnen.

Jeder Tempel ist übervoll mit solchen Skulpturen bedeckt, die teilweise sogar dreidimensional sind. Ob man heute noch solch einer Kunst mächtig wäre?

Der zweite Tempelbereich steht im Osten des Dorfes. Auch hier wieder kunstvolle Hindu-Tempel.
Auf der Fahrt dort hin kam ich durch ein Dorf. Es hat nur einen Brunnen, keinen Strom, zum Kochen und zum Heizen benutzt man Kuhdung, mit Stroh vermischt und getrocknet. Es ist schon eine andere Welt...

Wenige Km entfernt, in meinem kleinen Hotel, habe ich sogar WLAN.

Am letzten Abend saß ich auf der Dachterrasse eines Restaurants. Davor stehen zwei große Bäume. Bei Beginn der Dämmerung kamen hunderte Papageien, setzten sich auf die Bäume und machten einen riesen Lärm. Sobald es dunkel war, wurden sie still und begaben sich zur Ruhe.Früh am Morgen flogen sie wieder davon.
Schule in Khajuraho

Schule in Khajuraho
Nach 3 Tagen ging es mit dem Nachtzug wieder zurück nach Varanasi, die heilige Pilgerstadt der Hindus.
Davon das nächste mal mehr. Eure Trautel

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