Morgens um 7:00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung -
nur nicht am Donnerstag den 22. 03. Und gerade so ein Tag ist eine Herausforderung für uns Feierabendler. An schönen Tagen kann jeder. In Kahl kam schon der erste Anruf: „Wir haben 20 Minuten Verspätung“. So ein Mist – wenigstens hatten wir ein Dach über dem Kopf, aber bekommen wir dann unsere weiteren Verbindungen? Natürlich, denn der Zug fährt ja dann schneller! Denkste - in Aschaffenburg war der Anschluss weg. Machen wir das Beste daraus. Wir gehen erst mal in die Stadt – sie ist ja gar nicht weit. Wir schleichen immer in Regen um die Häuser, essen eine Weißwurst, trinken da einen Kaffee. Wir können mir den nächsten Zug weiter, aber wo ist Maara? Sie trinkt heiße Schokolade im Cafe gegenüber. Schnell hin und holt sie, wir anderen blockieren den Zug damit alle mitkönnen. Gerade noch so geschafft und weiter geht es Richtung Miltenberg. Jetzt kommt aus Amorbach der Anruf von Sphynx: „Wo seid ihr? Was noch nicht in Miltenberg! Aber bald!“ In Miltenberg an, aussteigen, auf das nächste Gleis und weiter nach Amorbach, wo uns Sphynx und Kommodore schon am Bahnhof erwarteten. Hallo, hallo aber jetzt nichts wie in die Schmelzpfanne. Dort haben sie eine kleine Menukarte organisiert, damit es mit dem Termin in der Abtei klappt.

Puh, war das eine Hetze und dann noch den ganzen Tag dieses „Sch....wetter!!!Trotzdem - der Besuch der „Fürstlich Leiningensche Abtei“ entschädigte uns dann doch. So hatten wir einen hervorragenden informierten Führer, ein ehemaliger Polizeibeamter dem es Freude bereitete sein Wissen über die Abtei weiter zu geben. Wahrlich ein schönes Hobby, bewegt er sich doch immer in einem „Grünen Saal“. Der Festsaal aus dem Jahre 1792 verdankt seinen Namen seiner Farbgebung in Berggrün und Bleiweiß. Er diente seinerzeit für Empfänge zu Gastmählern und Konzerten, ganz in der Tradition der Kaisersäle des 17. und 18. Jahrhunderts. Der Saal präsentiert sich imposant im klassizistischen Stil. Mit einzigartigen Stuckaturen von Andreas Dittmann, der erhabenen Musikantenempore, den 1792 auf der Messe in Frankfurt erworbenen Kristall-Leuchtern, den gusseisernen Öfen mit dem Wappenemblem des letzten Abtes und den Figuren der legendären Gründer und Förderer der Abtei.

Eine weiterer Höhepunkt, die Klosterbibliothek, die wir nur mit „Puschen“ betreten durften und dabei sein fürstliches Parkett polierten. Die Bibliothek ist vor 1790 im so genannten "Amorbacher Zopfstil" vom Architekten Ignaz Neumann gebaut worden und zählt zu den bedeutendsten und schönsten Bibliotheken des 18 Jahrhunderts. Die Ausstattung des Bibliothekraumes begann mit dem Deckenfresko, das Konrad Huber aus Weißenhorn bereits 1790 gemalt hat, und zeigt die damaligen Wissenschaften, die durch Frauengestalten verkörpert werden. Seit 1856 Hofbibliothek des Fürstenhauses zu Leiningen mit ca. 35.000 Büchern.

Ja, aber ausleihen, das geht nicht mehr – Interesse hätten sicher einige gehabt. O. K alles muss ja nicht sein und so ging unter „polizeilicher Aufsicht“ (er hatte Mutzje und Chet erst mal in der Bibliothek vorsichtshalber eingeschlossen und fast vergessen!!!!) weiter zur Abteikirche. Sie ist das Herzstück der Klosteranlage. 1742 - 1747 von Maximilian von Welsch erbaut, gehört heute zu den bedeutendsten und schönsten Sakralbauten des deutschen Rokoko. Dabei zeugen die beiden romanischen Westtürme weithin sichtbar von der großen Geschichte des über 1250 Jahre alten Klosters. Die in lebhaftesten Formen und Farben ausgestattete Abteikirche krönt die weltberühmte Amorbacher Barock-Orgel. Die 1774 bis 1782 von den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück erbaute Orgel ist das größte Instrument, das diese Werkstatt im Laufe ihres 200-jährigen Bestehens je verlassen hat. Deshalb war das Werk bereits am Ende des 18. Jahrhunderts ein Publikumsmagnet und eine der größten und klangprächtigsten Orgeln Europas. Sie verfügt heute über vier Manuale und Pedale mit 5116 Pfeifen. Seit mehr als 50 Jahren veranstaltet das Fürstenhaus Konzerte in der Abteikirche.

Und wie sah es draußen aus: Grau in grau, Nieselregen also nur kurze Zeit für einen kleinen Rundgang durch Amorbach.
Der Name „Amorbach“ leitet sich ab von Bächen, die das Städtchen durchfließen. Die frühere Schreibweise „Ammerbach“ greift die alte Bezeichnung für Wasserläufe auf. Plötzlich nicht nur Bäche, nein die Bäche kamen jetzt auch noch von oben. Nix wie ab ins Schlosscafe.
Sigi 60 und Mutzje

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