Trennung wider Willen
Der 13. August 1961, ich war 14 Jahre alt, ist mir noch gut in Erinnerung und ich kann aus meinem Gedächtnis mitteilen, wie ich diesen Tag erlebt habe. Ich bin an diesem Tag mit meinem Vater Walter David zu meinem Onkel, also seinem Schwager, nach Westberlin gefahren. Wir stiegen, ohne irgendetwas Ungewöhnliches zu bemerken, in die S- Bahn, Station Pankow- Schönhausen, um nach Schmargendorf, heute Bundesallee, zu fahren. Übrigens endete damals die Stadtautobahn vom Wedding dort. Wir liefen von da aus am Gertraudenkrankenhaus vorbei, zur Blissestraße 43, wo mein Onkel Fritz wohnte.
Wir freuten uns alle, dass die Familie wieder, wie jeden Monat, zusammen war. Es wurde gefeiert, gelacht und sich amüsiert bis ca. 01 Uhr, dann machten sich mein Vater und ich auf den Weg nach Hause und wir bemerkten wirklich nichts, was auf eine Trennung Berlins hingedeutet hätte. Wir gingen nach unserer Heimkehr schlafen und wurden am nächsten morgen durch Tumulte vor unserem Haus Zeiler Weg 29 in Pankow unsanft geweckt. Ich machte schnell Katzenwäsche, zog mich an und stürmte auf die Straße, wo ich von den dort wild gestikulierenden Menschen erfuhr, dass eine Mauer zu den Westsektoren gebaut wurde.
Wir machten uns auf den Weg zur Wollankstrasse und schon Ecke Florastrasse standen die roten Kampfgruppen und zeigten uns wo der Hammer hängt. Wir wollten die Kette von Bewaffneten durchbrechen und bekamen postum die Gewehrkolben zu spüren. Gemessen an Denen, die später versucht haben zu fliehen, sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen.
28 Jahre später, am 9. November 1989, ich war 42 Jahre alt, kam mein Neffe Roy gegen 22:30 Uhr zu uns und teilte uns mit, dass die Mauer offen ist und wir waren recht ungläubig, ob der Unfassbarkeit. Als wir dann im Fernsehen die Bestätigung der Aussage meines Neffen bekamen, setzten wir uns in unseren Wartburg und fuhren zur Wisbyerstrasse Ecke Neumannstrasse, wo schon eine lange Autoschlange stand, Richtung Grenzübergang Bornholmerstrasse. Stop and Go ging es dann bis zur Grenze, die wir dann gegen 01 Uhr des nächsten Tages ereichten. Die Grenzer stempelten unsere Ausweise und Sekunden später waren wir in Westberlin. Wir glaubten , wir waren im falschen Film. Gegen 4 Uhr waren wir dann wieder im realen Film, nämlich in Ostberlin zurück.
Hier geht weiter mit den schicksalhaften Erinnerungen zum 13. August 1961
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