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Die ersten weissen Siedler in Suedafrika


In der ersten Haelfte des 17. Jahrhunderts errichteten die Hollaender viele befestigte Landeplaetze und Handelsstationen im Fernen Osten. Ihr Hauptquartier hatten sie in Batavia auf Java eingerichtet. Um den inneren Konkurrenzdruck abzubauen wurde 1602 die beruehmte Dutch-East-India-Company gegeruendet. Sie wird im folgenden Text nur als ‚Company‘ angefuehrt. Nun konnten die Haendler in groesseren Verbaenden segeln und waren somit besser gegen Uebergriffe der Englaender geschuetzt. Es war die Zeit der beruehmten englischen Piraten.

Eine Reise von Holland zu den Ostindischen Inseln dauert in der Regel 6 Monate fuer den einfachen Weg und etwas ueber ein Jahr bis zur Rueckkehr nach Holland. Die Schiffsvorraete waren immer viel zu schnell verbraucht und auch das Trinkwasser konnte auf einer so langen Reise kaum noch genutzt werden, ohne ernsthafte Erkrankungen auszuloesen. Eine Handelsflotte verlor auf diese Weise 105 der 275 Maenner an Bord. Auch die Schiffe haben diese langen Reisen oft nicht ohne ernsthafte Schaeden ueberstanden. Die Loesung fuer all diese Probleme waere die Errichtung einer Zwischenstation auf halbem Wege zu den Ostindischen Inseln. Ein Platz wo man nicht nur neue Vorraete und Wasser an Bord nehmen koennte, sondern auch die notwendigen Reperaturen an den Schiffen ausfuehren koennte. Ein weiterer Punkt fuer eine solche Station waere die Errichtung eines Hospitals, wo erkrankte Seeleute und Passagiere behandelt werden koennten.

Es war der Schiffbruch der ‚Haarlem‘ in Tabel Bay im jahre 1647, der die Frage klaerte, wo man eine solche Station errichten sollte. Die Ueberlebenden konnten fast alle Gueter der Ladung des Schiffes retten und sie ueberlebten fuer ein ganzes Jahr in der Naehe der Stelle, wo ihr Schiff gestrandet war. Sie hatten Saatgut an Bord und entdeckten, dass die fruchtbare Erde zusammen mit dem sehr angenehmen Klima die Pflanzen sehr schnell wachsen laesst. Die Schiffbruechigen kamen mit den Einheimischen gut zurecht und tauschten regelmaessig Gueter gegen Rinder und Schafe ein.

Einer der Schiffbruechigen, Matthys Pioot, informierte die Company ueber die Vorteile einer dauerhaften Siedlung mit Gaerten und Feldern. Er half die Schauergeschichten von den unberechenbaren Wilden, die ohne jeden Grund angreifen ins Land der Phantasie zu verbannen. In der Vergangenheit waren solchen Angriffe immer durch das Verhalten der Seeleute provoziert worden.

Riebeeck
Jan van Riebeeck

Auf einem der Schiff, die die Ueberlebenden nach hause transportierten, befand sich der junge hollaendische Arzt Johan Anthoniszoon Riebeeck. Er war erst 28 Jahre alt, verfuegte aber schon ueber reiche Erfahrungen als Arzt und Kaufmann. Er verbrachte drei Wochen an Land, waehrend sich die Schiffbruechigen fuer die Heimreise vorbereiteten. Er berichtete während dieser Zeit ueber seine eigenen Erfahrungen und gab eine Stellungnahme zu dem Projekt eine feste Station einzurichten, an die Company ab.

Er wurde wenig spaeter zum Leiter des Unternehmens bestimmt und segelte mit drei Schiffen von Holland nach Suedafrika. Am 6. April 1652 erreichte die kleine Flotte Table Bay. Sie hatten fuer diese Reise viereinhalb Monate gebraucht. Von den 200 Menschen die aus Holland aufgebrochen waren sollten rund 90 bleiben und den Stuetzpunkt errichten. Es waren nur sehr wenige Frauen darunter – ein Bericht spricht von 6 Frauen. In der Folgezeit nahmen sich die Maenner der Gruppe einheimischer Frauen an und so entstanden die ersten Coloured am Cape.

Die Company gab die Anweisung als erstes eine Unterkunft zu errichten und eine kleine Verteidigungsanlage zum Schutz vor Uebergriffen von fremden Seefahrern und den Einheimischen. Danach sollte ein Garten angelegt werden und die Zucht von Rindern und Schafen begonnen werden. Es gab in der ganzen Gruppe nur einen gelernten Gaertner und er hatte den sehr treffenden Familiennamen ‚Baum‘. Der Rest der Maenner stammte aus der Garnision und diese Soldaten sollten ein Hospital, Haeuser, eine Muehle, Getreideschuppen und Staelle bauen. Es war auch vorgesehen, dass sie im Laufe der Zeit ein kleines Boot bauen, um damit die groesseren Segelschiffe einfacher versorgen zu koennen. Van Riebeeck’s Tagebuecher haben etwas von der Qualitaet Robinson Crusoe und es ist ein grosses Vergnuegen sie zu lesen.

Fuer die ersten Monate lebten die Siedler in Zelten. Es war keine angenehme Zeit, da heftige Winde und schwere Regenfaelle das taegliche Leben zur Qual machten. Bis Mitte Juni konnten sie nur eine Kuh und ein Kalb von den Einheimischen durch Tauschhandel erwerben. Die Viehhirten mit ihren grossen Herden waren auf die Winterweiden gezogen. Aber schon wenig spaeter konnten die Siedler das erste frische Gemuese auf den Tisch bringen. Die Saat war erst Ende April in den Boden gekommen. In der ersten Zeit ernaehrten sie sich von Seevoegeln, Fisch und Eiern, die sie aus den Nestern der Seevoegel nahmen.

Erst im Dezember tauchten die Einheimischen mit ihren grossen Herden auf. Sie waren anfangs nicht sehr an einem Handel interessiert und van Riebeeck sah sich mit seiner kleinen Truppe einer Masse von 10.000 Einheimischen und ihren Rindern gegenueber.

Er spielte fuer einen Moment mit dem Gedanken sich die Rinder mit Gewalt anzueignen, aber die mangelnde Staerke seine Truppe machte ein solches Unterfangen unmoeglich. In seinem Tagebuch koennen wir nachlesen, dass sich das Verhaeltniss zu den Einheimischen mit jeden Tag der verging verbesserte.

Ein Durchbruch in den Handelsbeziehungen wurde erzielt, als die Hollaender den Huttentoten Tabak als Tauschgut anboten. Anfang 1653 verfuegte die kleine Kolonie ueber mehr als 100 Rinder und 300 Schafe.

Als van Riebeeck 1562 die Kolonie verliess, um einen neuen Posten in Batavia anzutreten, waren die schlimmsten Jahre ein Ding der Vergangenheit. Die Kolonie konnte sich nicht nur selbst versorgen, sondern auch rund 30 Schiffe pro Jahr mit frischen Obst und Gemuese sowie Rindern und Schafen versorgen. Van Riebeeck hatte auch einen ersten bescheidenen Anfang im Weinbau und eine Straussenfarm anlegen lassen. Die Company beklagte sich dennoch ueber die hohen Kosten der Kolonie und van Riebeeck machte den Vorschlag einigen Maennern zu erlauben sich als Farmer ausserhalb der Siedlung niederzulassen. Der Vorschlag wurde angenommen. Diese Maenner wurden zwar als freie Buerger bezeichnet, aber sie unterlagen immer noch den Regel der Company. Sie durften die Preise der Company im Handel mit den Einheimischen nicht unterbieten. Sie mussten alle ihre Produkte an die Company zu Preisen verkaufen, die die Company festlegte. Sie hatten das Recht zu heiraten, aber sie mussten die Kosten fuer die Ueberfahrt ihrer Braut tragen. Sie mussten immer noch bei Bedarf der Company als Soldaten unendgeldlich zur Verfuegung stehen und sie mussten ihre eigenen Waffen und Munition mitbringen. Es ist sichtbar, dass die Bedingungen sehr zu Ungunsten der freien Buerger ausgelegt waren.

Weihnachten 1658 kam es fast zu einem Aufstand, denn die Bedingungen waren zu schlecht fuer die freien Buerger. Ihre Forderungen wurden alle von der Company abgelehnt. Als Folge trieben die freien Buerger und die Mitglieder der Station einen schwunghaften illegalen Handel und die Landwirtschaft konnte sich unter solchen Bedingungen nicht entwickeln.

Die freien Buerger konnten keine wirklich grossen Farmen bewirtschaften, da sie keine Arbeitskraefte bekommen konnten. Die Einheimischen sahen keinen Sinn darin fuer die Weissen zu arbeiten. Ihre eigene Lebensweise gab ihnen alles was sie zum leben brauchten und bald erkannten sie, das man Marijuana, welches sie vorher nur gekaut hatten, auch geraucht werden kann. Nach dieser Entdeckung war Tabak ploetzlich kein interessantes Handelsobjekt mehr. Nur fuer den, von den Hollaendern angeboten Brandy waren sie bereit Rinder und Schafe einzutauschen. Aber es gab nach wie vor keinen Grund fuer sie, fuer die weissen Siedler zu arbeiten.

In dieser Lage begann van Riebeeck Sklaven zu importieren. 1657 gab es nur drei maennliche und sieben weibliche Sklaven in der Kolonie. Diese Sklaven stammten aus Angola und Westafrika. In den folgenden Jahren wurden mehr und mehr Sklaven importiert. Am Ende des 17. Jahrhunderts gab es mehr Sklaven als Weisse in der Kolonie. Es kamen nun auch Sklaven aus Indien ud Indonesien in die neue Siedlung.

Im jahre 1657 begannen die Einheimischen zu verstehen, dass die weissen Siedler gekommen waren, um sich hier dauerhaft niederzulassen. Sie begannen sich zu beschweren, dass die Weissen die besten Weiden zum grasen ihrer Herden beanspruchten und der Druck durch die Ansprueche der freien Buerger machte dieses Problem noch groesser. Die Einheimischen begannen nun die Rinder und Schafe der Siedler zu stehlen.

Streitigkeiten ueber die Landnutzung waren der Hauptgrund fuer die Konflikte diese Zeit. Die Weissen haben von Anfang an die Lebensweise ihrer neuen Nachbarn ignoriert. Die Einheimischen zogen mit ihren Herden entsprechend den Jahreszeiten zu den besten Weidegruenden, wo die Tiere gutes und ausreichendes Futter finden wuerden. Die Weissen nahmen sich grosse Teile des besten Weidelandes fuer ihre stetig wachsenden Herden. Da die Siedler nicht mit ihren Herden umherzogen, brauchten sie sehr viel groessere Weideflaechen in der Naehe der Siedlung. Diese grundverschiedene Form der Landwirtschaft fuehrte von 1658 bis 1660 zu mehreren kleineren kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Jahre 1669 brachten die Einheimischen ihre Forderungen vor die Gerichtsbarkeit der Kolonie:

...wie die Vertreter der Einheimischen anfuehrten, war zu diesem Zeitpunkt nur wenig von dem Land ihrer Vorfahren in ihrem Besitz verblieben. Sie fragten ob sie nun mit dem gleichen Recht, wie die wiessen Siedler Laendereien in Holland beanspruchen koennten. Sie hatten keine Einwaende gegen den Handelsstuetzpunkt und die Siedlung, aber die rasche Ausbreitung der Siedler auf ihren besten Weideflaechen lehnten sie ab. Sie fuehrten an, dass die wachsende Zahl der Tiere, die die Siedler von ihnen erworben hatten zu einem immer goresseren Druck auf den Weiden fuehren wuerde. Sie fragen die Hollaender was diese als Loesung anbieten koennten. Da das Land nicht gross genug sei um beide Gruppen zu behrbergen, wollten sie wissen, wer den Anspruch hat, die Einheimischen, die hier schon seit Menschengedenken gelebt haben oder die neuen Siedler. Welche Gruppe sollte sich zurueckziehen.

Da van Riebeeck keine Antworten auf diese Fragen hatte, zog er sich auf die Position zurueck, dass die Einheimischen das Land im Krieg gegen die Weissen verloren haetten und dass er nicht beabsichtige es ihnen zurueckzugeben. Trotz dieser unbefriedigenden Haltung wurde ein bruechiger Friede zwischen den beiden Parteien geschlossen.

Wir werden nun die sehr farbenpraechtige und spannende Geschichte der kleinen Kolonie fuer eine Weile verlassen und uns im naechsten Teil den Entwicklungen in Europa zuwenden, denn dort wurde die Zukunft des suedlichen Afrikas entschieden.

Landvertrag
Landvertrag fuer den Freien Buerger Jacob Cloete aus Koeln 1657

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